Thailändisch lernen

Thailand Bei mir jetzt also auch: Ein paar Mal von Null auf Hundert und wieder zurück

        #111  

Member

Und schon sind vier Jahre rum. Und ich habe nicht weitergeschrieben, ich konnte mich sogar nicht mal daran erinnern, was damals war und vor allem was ich davon so alles geschrieben habe, habe also meinen Bericht erst lesen müssen, damit mir die ganzen Dinge wieder einfallen. Blöderweise ist jetzt auch alles wieder da. Alles.

Wie mache ich denn jetzt hier weiter, vier Jahre nach dem letzten Post? Vier Jahre, in denen ich mal mehr, mal weniger hier im TAF Euch und Euren (zum Teil echt großartigen) Geschichten gefolgt bin.

Also gut: Ich krieche bei Euch (mal wieder) zu Kreuze, dass es hier ewig nicht weiterging. Diesmal war ich aber schlauer: Erst fertiggeschrieben, dann posten. Zumindest diesen Bericht über meine ersten zwei Thailand-Erfahrungen im nicht-beruflichen Sektor.

Ach so: Warum ich weiterschreibe? Schlechtes Gewissen, weil ich im TAF immer nur lese, wenn ich mal Zeit habe. Und, Corona sei dank, ich habe ein bisschen mehr Zeit als sonst. Ach ja, und weil ein gewisser Mechanismus (danke an die Leitung) mich dezent daran erinnert hat, dass nur lesen auch eine Art von Schmarotzertum ist.
 
        #112  

Member

Also, May fand ihr Leben ziemlich doof und war auch nicht begeistert von Buddhas Prophezeiung, dass das noch einige Zeit so weitergehen sollte. Kann ich verstehen.

Der Besuch im Tempel war für mich der erste in Begleitung einer gläubigen Buddhistin und ich fand natürlich alles sehr spannend. Ich durfte/sollte eine ziemlich große Glocke läuten (ohne dass die Damen anfingen zu schreien und ich 5.000 Baht losgeworden bin) „for luck“. Nachdem wir den Besuch im „Golden Mount“ abgeschlossen hatten, ging´s (tatsächlich zu Fuß!) weiter zum Kings Palace. Google Maps half zwar, hat aber nicht zugegeben, dass es WEIT war. Entfernungen im wettermäßig zivilisierten Mitteleuropa kann ich ganz gut einschätzen, also was ist schon 1 km. In Thailand sieht das ganz anders aus. Da werden aus 1 km eben doch einzeln spürbare, anstrengende, heiße tausend Meter. Hut ab wieder vor May, sie hat sich nicht beschwert und wenn ihre Abkürzungen wieder mal in eine Sack-Soi führten, hat sie gelacht.

Man kann irgendwie nicht übersehen, dass ich kein Thai bin, folglich kam kurz vor dem Kings Palace, was kommen musste. Eine Horde TukTuk-Fahrer sprach uns, also mich, an und wollte wissen, was wir vorhätten. Mir auf Englisch und May auf Thai verkauften sie, dass dort Mittagpause sei und es keinen Sinn hätte, weitezugehen. Sie würden uns raten, stattdessen per Boot zu einem Floating Market zu fahren und hätten auch schon eine Idee, wie wir zum Fluss kämen.

Kommt das jemandem bekannt vor? :strei:
 
        #113  

Member

Damals wusste ich natürlich noch nicht, dass das üblicher Touri-Scam ist und dachte außerdem, dass May (ihre Landei-Wurzeln hatte ich verdrängt) das ja bestimmt aufgefallen wäre.
War es nicht, aber glücklicherweise fand sie die Typen seltsam und unsympathisch und wollte nicht mit einem von denen fahren.
Die Palast-Mittagspause hat sie ihnen aber abgekauft (ich natürlich auch) und fand die Floating Market-Idee ganz gut (ich natürlich auch) und wusste sogar, wie man dahin kommt, ohne über den Tisch gezogen zu werden (ich natürlich nicht). Also TukTuk anhalten, kurzer Plausch auf Thai, kurze Fahrt zum Fluss, den ich übrigens bisher nur aus irgendwelchen Hochhäusern gesehen hatte, aber noch nie aus der Nähe.
Weiter zu einem kleinen Anleger, wo ein paar Longtail-Boote warteten. Die folgende Hafenrundfahrt hat mich an Hamburg erinnert, bloß ohne das blöde gequatsche von dem Barkassen-Typen oder vom Band. Der Fluß hat ganz schön Wellengang, wenn man aus so nem Longtail herausschaut. Und die anderen Boote, die einem entgegenkommen, machen das nicht wirklich besser. Die großen Schuten übrigens auch nicht.
Der Floating Market war eine Enttäuschung, ein paar Stelzen-Wellblechhütten, Familien in ein paar Booten davor, die Obst und Touri-Nepp zu überteuerten Preisen anboten, aber die Rundfahrt an sich war cool. Man sieht in den Kanälen schon ein ganz anderes Bangkok, als wenn man auf einem Business-Trip zwischen Stahl-Glas-Bauten beliebiger Farbe, Form und Höhe hin und her pendelt.
May war wie immer cool, strahlte mich immer noch an, wenn sie bemerkte, dass ich sie ansah. Sie wollte nie irgendwas haben, hat aber auch nie dieses nervige up-to-you gebracht, sondern vorgeschlagen, was sie gerade wollte, und das hat bei uns einfach sehr gut zusammengepasst. Nach der Tour gingen wir zu einer nahegelegenen Bahnstation und mit BTS oder Subway wieder zurück zur Asoke Road.
Ich war ziemlich fertig, May nicht, aber sie fand die Idee, Pause im Hotel zu machen, auch super.
 
        #114  

Member

An dem Abend sind wir per Taxi noch zu ihr gefahren, sie hatte ein Zimmer in einem Wohnsilo in einem Stadtteil ein Stück die Asoke Road hoch. Bei ihr musste ich begutachten und aussuchen, was sie für den nächsten Tag an Klamotten mitnehmen sollte. Dabei zog sie sich aus und sah mich verschmitzt an.
Klamotten aussuchen kann lange dauern, ihr kennt das. Man lässt sich ja sooo leicht ablenken.
May hat mit ihrer Schwester telefoniert, so dass wir nicht mal ins Baccara mussten, um die Barfine zu bezahlen. Essen gab´s bei ihr um die Ecke, Thaifood. also Thai-Thaifood, nicht Touri-Thaifood. Interessant. May wusste, dass mein Falang-Magen not too spicy abkann, also ging´s.
Die Nacht war unspektakulär, aber super. Take-care vom Feinsten. Es hat einfach gepasst mit uns beiden.
Für den nächsten Tag war ja das Jim Thompson House geplant und Tripadvisor riet, nicht zu spät zu sein, weil es dann sehr voll werden könnte.
Das nächste Nicht-Business-Standard-Transportmittel, in das May mich zog, waren die Boote, die auf den Klangs unterwegs sind, wie Reisebusse auf unseren Autobahnen, nur schneller und mit weniger Abstand. Gefühlt. Aber cool. Und das coolste sind die seitlich angebrachten Planen. Mit einem geschickten Handgriff zieht ein Fahrer oder sein Scherge diesen Seitenschutz hoch, wenn Ungemach droht, weil die Verdrängung und damit Wellenbildung der Boote nicht null ist.
Eine Begegnung zweier Boote mit 25 mm Abstand zueinander und zum seitlichen Beton-Ufer und „wer-bremst-verliert“-Mentalität als Grundqualifikation aller Bootsführer ist eine spannende Sache.
Und vor niedrigen Brücken können die Boote auch das Dach durch gleichzeitiges Nach-hinten-neigen der Stützen absenken und sich kleiner machen.
 
        #115  

Member

Wer die Zeit hat, dem kann ich das Jim-Thompson-Haus nur empfehlen, speziell auch den Besuch der dortigen Isaan-Ausstellung in Begleitung einer Thai aus dem Isaan. May fand´s super, ich auch. Echt.
Ich weiß noch, dass wir danach quasi in einer Bahnstation (BTS, glaube ich) in der Nähe gegessen haben, auch, dass wir danach im Hotel eine super Zeit hatten, wie eigentlich die ganze Zeit.
Ich weiß auch noch, dass Mayirgendwann gegangen ist, kurz bevor mein Auto zum Flughafen da war.
Der Abschied war, naja, nett, fast kumpelhaft. Beide haben wir versucht, diese Fassade aufrecht zu halten.

Ich weiß das von mir, weil ich dann quasi aus dem Zimmer geflohen bin, die Stille war mir zu krass.
Ich weiß es von ihr, weil sie, als ich herauskam, unten in einer Ecke der Einfahrt des Tai Pan stand, ihr Telefon schützend vor dem Gesicht hatte und ihr die Tränen noch herunterliefen, als ich sie ansprach.
May kam dann noch mit zum Flughafen und fuhr mit der Bahn nach Hause, so dass wir uns im Auto noch unterhalten konnten. Mehr lief tatsächlich nicht, ich will ja nochmal den Limo-Service von Emirates nutzen können.

Bevor dieser Bericht nun völlig theatralisch endet, ein kurzer Einwurf von mir als Bonze vom Dienst:

Die Rolltreppe des Grauens hat man als Business-Class-Fluggast übrigens nicht zu überwinden. :1cool:

May und ich haben uns, nachdem ich mein Gepäck am Schalter abgeworfen hatte, noch was essbares geholt, bevor wir uns dann, tatsächlich lächelnd, voneinander verabschiedet haben.

Wie ging es weiter? ein halbes Jahr später stand mein nächster Thailand-Trip an. Ich schrieb May über den FB-Messenger an und wurde quasi sofort blockiert. Da ich ja als Profi (*hüstel*) über mehrere (also 2) Facebook accounts verfüge (jaaa, get this, dear Mark), habe ich May vom anderen aus gestalkt und mitbekommen, dass sie mit einem Engländer zusammen ist und wahnsinnig romantische Bilder von ihm und sich postet. Während meines nächsten Bangkok-Aufenthaltes habe ich ihre Schwester im Baccara mal nach ihr gefragt. Es gehe ihr gut und sie sei in die Heimat zurückgegangen. Mit man from England. Inzwischen sind die beiden verheiratet, wir haben natürlich keinen Kontakt mehr, aber ich gönne ihr sehr, dass sie glücklich ist, die FB-Bilder lassen das jedenfalls vermuten.

Ach ja: mein nächster Trip. Oder besser, meine nächsten Trips nach SOA. Das ist eine andere Geschichte, und die soll auch ein andermal erzählt werden.

Danke Euch für´s lesen, für Eure Geduld und vor allem auch für Eure Berichte!
 
        #117  

Member

Danke für den Bericht und natürlich für die Fertigstellung.

Warum bist du im Tempel 5000 Baht losgeworden?
2 oder 300 verstehe ich ja.
 
        #118  

Member

Sehr schön geschriebener Bericht, ich habe ihn in einem Rutsch durchgelesen, daher
haben mich die Unterbrechungen nicht gestört.
Du hast einen sehr erquicklichen Schreibstil.
Ich freue mich auf weitere Berichte von dir.
 
        #119  

Member

@Kelle, er ist ja gerade keine 5000 Bath losgeworden obwohl er eine große Glocke geläutet hat.
Nehme mal an das er sonst schonmal in einer Bar die Glocke geläutet hat und ihn das dann 5000 Bath gekostet hat.
So habe ich das verstanden
 
        #120  

Member

@tomtom62 lesen hilft.
Du hast recht. :lol:
Ich glaube ich benötige eine neue Lesebrille.
 
  • Standard Pattaya Afrika Afrika Phillipinen Phillipinen Amerika Amerika Blank
    Oben Unten