Die philippinische Küche ist beieinflusst von der malayischen, der spanischen und der amerikanischen Küche. Das Essen ist niemals so scharf wie in Thailand und deshalb für Europäer geniessbarer. Man hat mir aber schon oft gesagt, dass die Essensqualität in Thailand besser sei als in den Philippinen, ich kann das leider nicht beurteilen.
In den Philippinen gibt es ein einfaches System : Man nimmt die Bezeichnung des Fleisches, des Fisches oder der Meeresfrüchte und kombiniert es mit dem Namen der Zubereitungsart.
adobo : gekocht in Essig, Soya Sauce und Knoblauch
guisado : sautiert
sinigang : gekocht mit einer sauren Frucht oder Gemüse
paksiw : gekocht in Essig und Knoblauch
estofado : zubereitet mit einer braunen zucker sauce
ginataan : gekocht in Kokosmilch
rellenado : gestopft
sarciado : mit einer sauce
Gekochte Embryos zum Abendessen ?
Genug von Rösti und Bratwurst ? Der britische Schriftsteller James Hamilton Paterson hat auf seinen Philippinen-Reisen ganz andere Tischgerichte entdeckt.
Ich habe diese Gerichte nicht selber gegessen, kenne aber einige vom Zuschauen.
Dies ist eine Information über philippinische Mahlzeiten und nicht eine persönliche Meinung von mir !
Copyright : U. a. Auszüge aus "Das Magazin" vom 19.05.2001, Seite 18
Man bot mir eine Heuschrecke an, bei welcher die Flügel und die Beine abgerissen wurden. Im Mund knackte ich den Körper und würgte die Heuschrecke herunter. Sie schmeckte irgendwie grünlich und talgig. Ich war darauf bedacht, sie sofort ganz zu zerkauen, nicht dass sie zuletzt in meinen Mund noch Bewegungen macht oder ich das Zucken des Hinterteils verspüren konnte.
In den Philippinen beobachtete ich mit eigenen Augen, wie Bauern mehrere Feldmäuse kurzerhand auf einen Grill schmissen und das Ganze dann "Ihaw Ihaw" nannten. Es könnten allerdings auch Ratten gewesen sein, so genau kenne ich mich bei diesen Tieren nicht aus.
In dem Dorf, in dem ich lebte, hatte ich schon längst sämtliche Lieblingsfestessen durchprobiert : Bayawak (eine grosse, leguanähnliche Echse), Hund in verschiedenen Zubereitungsformen, Flughund und natürlich das allgegenwärtige Nationalgericht Balut.
Balut wird in fast jeder Stadt in den Strasse feilgeboten : hart gekochte, angebrütete Enteneier, in denen der winzige Schnabel und die kleinen angelegten Flügel des ungeschlüpften Kückens schon deutlich erkennbar, aber noch weich sind. Warm mit Salz verzehrt, schmecken sie köstlich und sind überdies noch nahrhaft.
In Ilocos Norte probierte ich Pinaluksong Hipon, der Spring-Salat mit winzigen, lebendigen Garnelen. Sie liegen auf dem Teller und springen auf dem Salat herum. Mit etwas Zitronensaft kann man sie betäuben und sie verhalten sich manchmal ruhiger. Der Geschmack ist wunderbar, eine unbekannte Köstlichkeit. Ganz besonders dann, wenn man bis dato nur tiefgefrorene Meeresfrüchte kennt. Zugegeben, sie knistern etwas im Mund : Der Effekt erinnert an das Knisterpulver, welches alle von uns als Kinder genossen haben und welches noch heute in gewissen BonBon vorkommt.
Wie jedes andere zivilisierte Volk unterscheiden die Filipinos streng zwischen Haustier und Schmaustier. Die Zeiten müssten wirklich hart sein, bevor Bello über die Klinge spränge. Bei fremden Hunden ist das etwas anderes. So kann man sich im nördlichen Luzon an einer ganzen Palette von Hunderezepten ergötzen, wobei jedoch in der Stadt Baguio das Fleisch oft schon geschlachtet von Tür zu Tür verkauft wird und Gourmets einem erklären, dass man unbedingt die Rasse, die man kocht, sowie das Alter kennen und das Rezept entsprechend abwandeln muss. Hier zahlt sich die fein unterscheidende Zunge aus, denn echte Hundekenner schmecken auch, ob sie einen Rüden verzehren oder eine Hündin, zumal eine läufige. Natürlich müssen junge Hunde, genau wie Kalbfleisch, gewürzarm und schonend zubereitet werden.
Wie viele andere Völker schlachten auch die Filipinos ihre Tiere im Allgemeinen, indem sie ihnen die Kehle durchschneiden und das Blut gesondert verwerten. Ein Grund dafür könnte sein, dass blutloses Fleisch weniger malansa schmeckt - ein unübersetzbares Wort, da das Englische nicht kennt, was es bezeichnet. Wörterbücher geben meistens Definitionen wie «nach frischem Fisch riechend», aber das trifft es nicht, und sowohl Fisch als auch Fleisch können malansa schmecken. Es ist interessant, eine Sinnesempfindung zu entdecken, die die eigene Kultur schlicht nicht kennt. Wenn man darauf achtet (denn für Filipinos ist malansa ein unangenehmer Geschmack), bieten sich einem ein halbes Dutzend gängige Arten, Hundefleisch zuzubereiten - ausser dem direkten Grillen über einem offenen Feuer -, und reichlich regionale Variationen. Man sollte sich merken, dass die ländliche philippinische Küche eher das offene Feuer als einen Herd benutzt, was den Gerichten eine typische Note verleiht.
Kalderetang aso (caldera ist natürlich spanisch für Kessel
ein klassisches Hundegericht. Knoblauch und Zwiebeln werden in Kokosnussöl angebräunt und zur Seite gestellt. Das Fleisch (nach chinesischer Art klein geschnitten, mit den Knochen) wird im selben Öl gebraten, bis es durch ist, dann kommen die Zwiebeln und der Knoblauch wieder dazu, ebenso eine Tasse Sojasosse. Wenn dies alles aufgekocht ist und eine Weile gebrodelt hat, kann es mit einer beliebigen Auswahl der folgenden Zutaten (oder auch allen) ergänzt werden: Tomatenketchup, Erdnussbutter, Margarine, Pfefferkörner, Chili, Gewürzgurken, Kartoffeln, Mohrrüben. Das Ketchup und die Margarine geben einen eklig süssen Geschmack und können gern weggelassen werden. Die Erdnussbutter verleiht dem Eintopf eine leicht indonesische Note. Nun kommt noch eine Flasche San-Miguel-Bier hinein - eine Flasche pro Hund -, dann lässt man das Ganze eine Stunde lang bei niedriger Hitze garen. Wenn es besonders gut schmecken soll, kann Asosena sogar Ananasstückchen enthalten.
Adobong aso (spanisch adobo heisst Marinade
Hierbei wird der malansa Geschmack mit einer andern Methode vermieden. Zuerst wird das Fleisch in Kokosnussessig und Sojasosse gekocht. Zu Adobong aso sa gata lässt es sich dadurch verbessern, dass man Kurkuma und frischen Ingwer und am Schluss Kokosmilch hinzugibt. Entsprechend der Qualität des Hundes kommt dabei ein Geschmack heraus, der voll und klar und hammelartig ist.
Hund nach Bulacaner Art: In der Provinz Bulacan kocht man das Fleisch mit Tamarinde, Zwiebeln und Knoblauch, um einen guten, säuerlichen, sinigang Geschmack zu erzielen. Dann wird das Fleisch trocken getupft und in reichlich Öl gebraten. Serviert wird es mit einem Dip aus Sojasosse, Chili und Ketchup. Es schmeckt köstlich, allerdings kann ich das Verfahren nicht für Katze empfehlen, denn Katzenfleisch ist trocken und wird leicht faserig und mehlig, wenn es gekocht und gebraten wird.
Ich kenne Adobong sawa, gekochte Python, und ich würde liebend gern Pythonsteaks auf Triester Art erfinden, mit Weisswein und Sardellen. Sie wären fantastisch. Doch leider ist das ein eitler Traum. Das Äusserste, was man sich hier in Europa erhoffen könnte, wäre ab und zu einmal Natterneintopf mit Schalotten.
Die philippinischen Provinzen können auch mit ungewöhnlichen kulinarischen Spezialitäten aufwarten, denen man zumindest wegen ihres Erfindungsgeistes Anerkennung zollen muss. Es gibt ein Rezept aus den Bergprovinzen, nach dem ein Huhn gerupft werden muss, bevor es langsam mit Löffeln zu Tode geprügelt wird. Die Theorie besagt, das Prügeln löse die Fettschicht unter der Haut und bringe die Kapillargefässe zum Platzen und erzeuge dadurch eine blutgesättigte, sahnige Konsistenz. Zu meinem Bedauern, zumal in Anbetracht dieses ausgedehnten Sterbens, muss ich melden, dass dies in meinem Fall völlig für die Katz war, da ich keinen Unterschied zu irgendeinem andern Brathühnchen schmecken konnte. Offensichtlich ist mein Gaumen noch ungenügend geschult. Die Kunst dabei ist, keine Knochen zu brechen. Empfindsamen Seelen sei auch zu bedenken gegeben, dass das Schauspiel selbst vor der heiteren Naturkulisse einer exotischen Kochveranstaltung durchaus Mitleid erregende Aspekte hat. Vermutlich könnte man dem Vogel ein Betäubungsmittel verabreichen, doch dies würde gegen das Verbot chemischer Zusätze verstossen.
Ebenfalls aus dem Norden kommt Pinikpikan, ein Genuss, der mir noch bevorsteht. Auch hierbei wird zum Auftakt ein Huhn totgeprügelt, diesmal ungerupft. Sobald es tot ist, wird es kurz mit Gefieder gegrillt, bevor es zerlegt und normal zubereitet wird. Eine leckere Kombination soll sein, es mit Itag zu mischen, Schweinebauch, der getrocknet und so lange in irdenen Töpfen gepökelt wird, bis er Maden bekommt. Zusammen mit der malträtierten Henne gekocht, gibt er eine grünlich-graue Sosse ab, die als «herzhaft» beschrieben wird. Die Summe der Teile ist anscheinend viel mehr, als sie einzeln verheissen.
Auch Buro-Gerichte, eine Spezialität der Provinz Pangasinan, habe ich noch nie gegessen. Buro ist ein Pökelverfahren. Eine viel gepriesene Version fängt damit an, dass in Salzlake eingelegte Gemüse geschmort und dann, wenn sie kalt geworden sind, einem Hund gefüttert werden, der mehrere Tage lang nichts zu fressen bekommen hat. Der Hund schlingt das Essen hinunter, und nachdem eine gewisse Zeit verstrichen ist, versetzt jemand dem Tier mit der Handkante einen ganz bestimmten Schlag hinter die Rippen, der sofortiges Erbrechen auslöst. Der erbrochene Eintopf wird in einer Schüssel aufgefangen, mit zusätzlichen Kräutern ein weiteres Mal gekocht und verspeist. Der Hund, der weniger verletzt als wütend ist, wird mit einem Essen belohnt, das er diesmal zu Ende verdauen darf. Ein Freund, der dieses Gericht ebenso probierte wie eine andere Version, bei der man Fisch und Reis mehrere Wochen lang in einem irdenen Gefäss gären lässt, meint, Buro sei etwas, woran sich der Gaumen erst gewöhnen müsse, ähnlich wie an Kimchi, das eingelegte Gemüse der Koreaner.
Ein weiteres Rezept aus Pangasinan schreibt vor, dass man einer Ziege so viel Gras gibt, wie sie fressen kann, und sie dann schlachtet und mitsamt dem verspeisten Gras zubereitet. Der mit Gras gefüllte Magen gilt als besondere Köstlichkeit.
Es gibt eine ganze Palette von Papaitan-Gerichten aus Ilocos (pait heisst bitter), die sich auch im Süden so sehr verbreitet haben, dass man in Manila darauf spezialisierte Arbeiterlokale finden kann. Ein gutes Papaitan stellt für einen Europäer, der Bitterkeit ansonsten nur in Tonic oder in Gemüsen wie Chicoree gewöhnt ist, eine interessante Abwechslung dar. Der Geschmack ist einen Versuch wert und durchaus nicht so bitter, wie der Name vermuten lässt - weitaus weniger zum Beispiel als etliche italienische Salatsorten.
Als ich von meinem Ausflug in den Norden in mein heimisches Dorf zurückkehrte, feierte gerade jemand seinen Geburtstag mit einer altbewährten Delikatesse - einer vorzüglichen Lagerfeuerversion von Ente a I'orange, die Patotin heisst. Die Ente wird am Spiess angebraten und wandert dann in eine grosse gusseiserne Kasserolle, genauer gesagt auf ein Bett chinesischer fermentierter schwarzer Bohnen aus der Dose. Hinzu kommen eine Flasche Sprite (Fanta tut es genauso) und ein grosser Batzen Eis. Das Eis verlangsamt den Kochvorgang - Wärmekontrolle ist bei offenem Feuer immer ein Problem. Nach ungefähr einer Stunde ist das Patotin fertig. Frei laufende Ente schmeckt in jeder Form köstlich, aber der Clou bei diesem Rezept ist die limonadengesüsste Sosse aus schwarzen Bohnen.
Jeder Besucher von Manila könnte zum Beispiel als ersten Schritt in die richtige Richtung im Patio Mequeni speisen, einem Restaurant nahe dem Remedios Circle in Malate. Nicht übermässig ausgefallen, aber ein interessantes Spektrum philippinischer Regionalgerichte.
Die fritierten Maulwurfsgrillen, welche man zu einem kalten San Miguel knabbern kann, während man auf den Hauptgang wartet, sind sehr zu empfehlen und hätten Vincent Holt begeistert. Sie rascheln appetitlich auf dem Teller, aber sind innen noch wabbelig und erdnussig.