Thailändisch lernen

Thailand Thailand, das erste Mal

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Mittwoch, 18. August

Am Morgen gibts nochmals eine Nummer mit Restriktionen (von Vorne gibts nicht, von hinten auch nicht, nur von der Seite, weiß der Geier warum) und ich gebe ihr 1000 Baht. Das scheint zu wenig, denn sie schaut fordernd auf meinen Geldbeutel den ich aber sofort weg stecke. Just vor meine Zimmer treffen wir eine Lady aus ihrer Bar, die gerade von einem Kunden kommt. Wie ein Wasserfall beginnt meine Kleine ihre Freundin auf Thai vollzuquasseln. Genervt bitte ich ihre Freundin mich doch teilhaben zu lassen und bekomme als Antwort, dass wir gestern zu lang zu Fuß unterwegs gewesen wären. Naja, 10 Minuten gehen inkl. einer Essenspause halte ich doch wohl noch für akzeptabel. Ich will mich verabschieden, aber meine Kleine dreht sich erst auf Mahnung ihrer Freundin zu mir um und gibt mir einen kleinen Abschiedskuss.

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Sind zehn Minuten Fußmarsch mit so einem Schuh wirklich zuviel verlangt?

Heute gehts mit meinem Kumpel erstmal an den Strand. Das Wasser ist sehr warm, der Sand fein und es geht lange seicht ins Meer hinein. Sehr nett, aber zwei Wochen mit Liegen am Strand und Schwimmen zu verbringen, sowas kann ich mir nicht vorstellen. Dazu überall der ewig gleiche Typ Falang-Pärchen. Frisch verheiratet oder schwer verliebt, eins von beiden, im schlimmsten Fall beides gleichzeitig. Und die Italiener, die in Horden herumliegen, die modischsten Herrenbadeslips zur Schau stellen und eigentlich überall nerven.

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Mein Lieblingsbaggersee in Kölle-Kalk

Später mieten wir uns für 200 Baht am Tag jeder ein Motorbike vom Hotel. Führerschein muss man nicht vorzeigen, es wird aber der Reisepass einbehalten. Ich bin Anfangs etwas skeptisch, immerhin bin ich noch nie vorher Roller oder Motorrad gefahren. Dazu kommen noch die ungewohnte Umgebung, die gewöhnungsbedürftigen Fahrgepflogenheiten der Thais und der Linksverkehr. Aber eigentlich ist es ganz einfach, wie Fahrrad fahren, nur deutlich cooler und schneller. Auf der Geraden schafft der Roller bis zu 100 km/h, abwärts ist nochmal mehr drin, aber das habe ich nicht ausgereizt. Wir heizen in Richtung Lamai und halten bei einem Tempel am Weggesrand. Ein bisschen weiter stoppen wir an der Straße und gehen ins Restaurant einer alten Thai-Oma. Wir sind die einzigen Gäste, sie hat eine Speisekarte auf Englisch, spricht es selbst aber nur sehr schlecht. Das Essen ist gut, aber das Wort "spicy" hat sie echt ernst genommen. Beim Zahlen bekommen wir eine kleine Überraschung präsentiert. Die Omi hat einfach alle Preise von der Speisekarte verdoppelt. Auf einmal spricht sie auch ausschließlich nur noch Thai, eine Verständigung nicht mehr möglich. Mein Kumpel und ich beratschlagen und beschließen zerknirscht, den geforderten Preis zu bezahlen, der immer noch recht günstig ist.

Danach trennen wir uns und ich fahre Richtung Chaweng Beach und halte bei einem Tesco Supermarkt. Das ist sowas wie in kleiner Wallmart, dort kann man praktisch alles kaufen und manche Sachen sind echt sehr günstig. Ich kaufe ein paar neue Klamotten und setze mich wieder aufs Motorbike. Ich folge der Straße einige Zeit, eigentlich schon viel zu lange, denn mein Sprit ist gleich alle. Deswegen halte ich am Strassenrand an einem Stand, an dem überteuertes Gasoline in Glaschflaschen verkauft wird. Optimistisch frage ich, wieviele Minuten es noch nach Chaweng Beach seien, bekomme aber als Antwort ein Lächeln, einen Fingerzeig in die Richtung aus der ich grade herkomme und "20 Kilometers" mitgeteilt. Bis ich dann endlich im Hotel ankam, verging noch eine Menge Zeit. Es gibt zwar nur ganz wenige Straßen, aber fast keine Straßenschilder und die Abzweigungen sind oft sehr schwer zu erkennen. Da passiert es leicht, dass man einfach an einer vorbeifährt ohne es zu merken.

Abends gehen mein Kumpel und ich in die Strandbar, die zum Ark Club Hotel gehört. Es ist schon ganz lässig, man kann dort seine Drinks von kleine Tischchen aus im Liegen zu sich nehmen. Das ganze ist direkt auf den Sand am Strand platziert und stimmungsvoll beleuchtet. Die Drinks sind nicht allzu teuer, ein Cocktail kostet ca. 120 Baht, ein Thaifoodgericht dasselbe. Allerdings rennen dauernd Thais durch die liegenden Falangs und versuchen verschiedenste Sachen zu verkaufen, Ketten, Wandteppiche, Uhren, Fotos mit Reptilien, Affen und Greifvögeln.

Später lernen mein Kumpel und ich zwei Engländerinnen kennen. Ich bin allerdings nicht allzu angetan von ihnen, immerhin habe ich es auf die Thailadys abgesehen und einfach keine Lust, den ganzen Abend Falangchicas hinter her zu rennen. Wir gehen noch in den Green Mango Club, der sich in der Soi Green Mango befindet. Diese zweigt von der Beach Road ab und befindet sich in der Nähe des 24-Stunden McDonalds. Dort gibt es noch normale Bars, Beer Bars, Gogo Clubs und Thaidiskos. Man kann sagen, hier befindet sich das Partyzentrum von Chaweng Beach. Der Green Mango Club ist teilweise Open Air, teilweise überdacht, anständig groß und die Drinks nicht zu teuer. Ein Cocktail kostet ca. 150 Baht. Die Musik (Techno und Hip Hop) nervt mich aber bald, da zu eintönige Songs laufen und die PA viel zu laut ist.

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Soi Green Mango, von der Beach Road aus gesehen

Das Publikum besteht aus den typischen Falangpärchen und den italienischen Horden. Dazu kommen noch ein paar Alleinreisende, wie mein Kumpel und ich, oder die beiden Engländerinnen. Jedenfalls herrscht starker Männerüberschuß, solange man die Thaifrauen nicht berücksichtigt. Davon gibt es auch einige, allerdings schienen mir viele deutlich älter zu sein als in den Beer Bars. Sie sind auch sehr zurückhaltend, so dass ich manche gar nicht als Freelancer einschätzen würde. Klar, die gibt es hier auch, hat man erstmal Blickkontakt aufgebaut, kommt es schon vor, dass eine Lady neben einem steht und einem scherzhaft in die Schulter zwickt. Insgesamt wird man aber von Thailadys weniger angemacht, als von normalen Mädels in deutschen Diskos. Da einige Thailadys auch mit Falangs hier sind, von denen sie vorher irgendwo gebarfined wurden, kann es auch passieren, dass man von ihr die kalte Schulter gezeigt bekommt.

Um 3 Uhr macht die Disko dicht. Mein Kumpel und ich gehen noch zum 24h McDonalds, wo wir wieder Deutsche treffen. In die selben Clubs wie zu Hause gehen, bei den selben Mädchen wie zu Hause abzublitzen, in den selben FastFood-Schuppen wie zu Hause zu essen und dort auch noch genau die gleichen Typen wie zu Hause zu sehen, so stelle ich mir meinen Thailandurlaub nicht vor. Wir spatzieren durch das tote Chaweng die Beach Road entlang, viele Ladyboys stehen am Strassenrand auf ihren Motorbikes und versuchen betrunkene Falang mitzunehmen. Eine Lady finde ich aber nicht mehr und so gehe ich unbefriedigt und benebelt schlafen. Morgen, so nehme ich mir im Bett vor, werde ich mich wieder mehr auf die Ladys konzentrieren.

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Donnerstag, 19. August

Müde und schlecht gelaunt wache ich auf. Der halbe Tag ist schon rum. Mein Kumpel und ich beschließen ins World Gym zu fahren. In Deutschland trainieren wir beide regelmäßig im Fitness-Studio und ich freue mich auf das Eisen. Wir setzen uns auf unsere Roller und heizen los.

Ich merke den Alkohol noch von gestern, das Fahren fällt mir schwer. Es ist Hauptverkehrszeit, die Straßen sind voll. Aber bis zum Gym ist es ja nicht mehr weit. An der Kreuzung direkt davor halten wir nochmal an, die Ampel ist rot. Hinter uns lauern schon die Songthaew-Buse und Pickups der Thais. Es wird grün, ich bin ganz vorne. Ich will schnell abbiegen und drehe kräftig am Gasgriff. Plötzlich tauchen Schlaglöcher von der Größe eines Handballs vor mir auf. Ich drehe scharf den Roller herum. Aus Versehen reiße ich am Gasgriff, ich schieße nach vorne los, auf die vor mir liegenden Häuser zu. Ich will den Roller wieder auf die Straße drehen und rutsche plötzlich seitlich weg. Ich pralle mit der Schulter auf, sofort springe ich wieder hoch und schiebe den Roller aus der Kreuzung. Mein Freund schaut mich etwas bleich an und fragt ob ich ok bin. Ich bejahe, aber irgendwas stimmt nicht. Mir ist schwindlig, das Atmen fällt mir schwer. Der Roller läuft noch und sieht erstaunlich unbeschädigt aus. Mit zittrigen Händen stelle ich das Motorbike ab. Dann blicke ich an mir herab. Meine Kleidung ist verdreckt, ich hab einige heftige Abschürfungen davon getragen, die bluten. Irgendwie fühlt sich mein rechter Arm seltsam an. Ich bewege ihn zögerlich, breche aber sofort ab, als ein grausames Knirschen aus meiner Schulter ertönt, ganz so, als ob man mit der Geflügelschere einen Truthahn tranchierte. Ich taste meine Schulter ab und merke wie sich meine Haut um eine Hälfte meines Schlüsselbeins spannt. Die andere Hälfte ist Richtung Brust verschwunden. Das Atmen fällt mir immer schwerer, ein in der Nähe stehender Thai deutet auf die Hauptstraße und meint, das Bangkok Hospital sei nur ein paar Hundert Meter entfernt. Ich springe auf einen vorbei fahrenden Songthaew-Bus, mein Kumpel will mit dem Motorbike nachkommen. Als ich das Geld für den Bus suche, zucken grässliche Schmerzen durch meinen Arm, das furchtbare Knirschen ertönt wieder. Ich stolpere die Auffahrt zum Krankenhaus hoch und humpele mit zittrigen Beinen in die Notaufnahme.

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Notaufnahme Bangkok Hospital

Ein Thaipfleger nimmt mich in Empfang und ich murmele "Motorbike accident". Er geleitet mich zu einer freien Liege und sofort tauchen Schwestern und Ärzte auf. Alle sprechen sehr gut Englisch und wirken sehr kompetent. Ich zeige ihnen meine Schulter und sie rollen mich mitsamt Bett in den Aufzug zu einem Röntgenraum. Sofort komme ich dran, ewig lange Wartezeiten wie in Deutschland üblich, gibt es hier nicht. Ich werde wieder zurück geschoben und der Orthopäde stellt sich mir vor. Er meint, das gebrochene Schlüsselbein hätte sich in Richtung Lunge gebohrt, aber sei kurz davor gestoppt worden. So sei es nur eine normale Fraktur, nicht allzu tragisch. Trotzdem sei eine sofortige Operation unumgänglich, meint er. Super, das hat mir gerade noch gefehlt.

Mittlerweile taucht auch eine Angestellte des Krankenhauses auf und will von mir meinen Reisepass haben. Der ist leider im Hotel, aber sie lässt sich auch mit der Kopie zufriedenstellen. Sie will noch einige Informationen haben, das nervt ein bisschen, ich kann meinen Arm nicht bewegen und soll nach Ausweisdokumenten rumkruschen. Dann hält sie mir einen Wisch mit einem Kostenvoranschlag hin. 200000 bis 300000 Baht. Ich unterschreibe, was hätte ich auch sonst machen sollen?

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Klinik unter Palmen: Das Bangkok General Hospital in Ko Samui

Mein Kumpel taucht auf, wir wechseln ein paar Worte und ich sage ihm, dass ich mich später bei ihm melde. Er zieht ab und ein Thaipfleger taucht auf, der mir mein T-shirt aufschneidet. Ich ziehe einen OP-Pyjama über und schon werde ich nach oben in den OP gerollt. Um mir huschen 5 Thais in grüner OP-Kleidung herum, ich mache mir etwas Sorgen. Ein älterer Thai blickt mich mit einem vertrauenerweckenden Lächeln an und murmelt ein paar Worte in Thai oder Englisch, die ich nicht verstehe. Dann zieht mir die Anästhesistin die N2O-Maske über und ich drifte weg.
 
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Mensch,Molodoi...

Super-Schreibe die einfach das widerspiegelt, was viele so, oder so ähnlich (bis auf den Bike-Unfall) ähnlich erlebt haben.

Wunderschön kurzweilig, unterhaltsam geschrieben.

Bin gespannt, wie es weitergeht... :hehe:

:tu:
 
        #15  

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Krasse Scheiße mit dem Bike-Unfall! Hoffe Du bist mit einem blauen Augen und ohne bleibende Schäden davongekommen. Ich sag's immer wieder: die Dinger in LoS zu fahren, ist gefährlich und nicht nur, weil man oft Restalkohol in der Birne hat. Mich bekommen auf die Teile dort keine zehn Pferde drauf.

Bitte weiterschreiben, Du hast uns an der Angel! :tu:
 
        #16  

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Genau, ich les auch eifrig mit. Super Sache dein Reisebericht molodoi.
 
        #17  

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Schöner Bericht. Konnte vieles gut nachvollziehen, da mein "erstes Mal" auch erst ein gutes halbes Jahr entfernt lag. Das erste Mal Samui habe ich auch gerade hinter mich gebracht und erkenne vieles aus den Schilderungen wieder. Habt Euch bei der Jungfernfahrt aber wirklich ein strammes Programm angetan.
 
        #18  

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ein toll geschriebener Bericht. Bitte bald weiterschreiben. Ich hoffe, Deine Verletzung hat den Urlaub nicht beendet und es geht Dir zwischenzeitlich wieder vollends gut...
 
        #19  

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Wie so teuer: 200.000 bis 300.000 Baht???
 
        #20  

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hauptsache du bist ok das Bike kann mann ja ersetzen dich aber net höhö
 
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