Thailändisch lernen

Pitcairns Reise 2012 - Teil 28 Kambodscha: Siem Reap 2 / Badetuch + Lotusblüte

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Siem Reap 2

Sofitel Angkor

Heute ist ein relaxter Tag und wir schlendern in einer halben Stunde vom Gästehaus zum Central Market. In einem Kosmetik-Schuppen lassen wir uns eine Maniküre und Pediküre angedeihen. Kostenpunkt pro Person US $ 4.--. Im Preis inbegriffen ist auch eine abschliessende Hand- und Fussmassage. Es ist interessant, die unterschiedlichen Praktiken und Dienstleistungen in den verschiedenen asiatischen Ländern miteinander zu vergleichen. Kambodscha kommt bei dieser Art von Körperpflege recht gut weg und Thailand wird unerwarteterweise auf den letzen Platz verwiesen. Auch von Vietnam bin ich nicht begeistert, seit meine Füsse auf der letzten Reise mit rostigen Nägelzangen malträtiert wurden und etwas bluteten. Lange habe ich mir überlegt, ob ich nicht besser prophylaktisch eine Ladung Bactrim einwerfen sollte. Ich habe mich dann für einen doppelten Black Label entschieden. Die Hälfte habe ich selber getrunken und den Rest über die Füsse geleert.

Wir nächtigen stets in einfachen Gästehäusern. Es ist unsere Eigenart und Spezialität, auf Reisen rund um den Globus, Fünfsterne-Hotels zu besuchen und zu besichtigen. Viele Dekaden vor der Zeit mit Vielliebchen, habe ich damit begonnen, und je älter ich werde, umso besser werde ich als Besucher respektiert und als Monsieur wahrgenommen. Das muss wohl mit meinem vermeintlichen Geldpotenzial zusammenhängen. Je älter und abgekackter der Tourist aussieht, umso mehr wird er in Asien mit Geldmitteln assoziiert. Gelegentlich gönnen wir uns in solchen Luxusherbergen auch ein BBQ-Buffet mit Kulturshow oder ein Frühstücksbuffet.

Hier mal ein Geheimtipp: Das Frühstücksbuffet im Royal Orchid Sheraton in Bangkok stellt vieles in den Schatten was wir bis jetzt rund um den Globus in Sachen Brunch gesehen haben. Hinzu kommt die tolle Lage. Wer will, kann sogar draussen am Chao Praya River essen. Vor allem Kettenraucher wissen das zu schätzen. Heimweh-Europäern sei gesagt, dass am selben Platz im Herbst auch ein Oktoberfest mit Weisswurst, Kraut und Humbahumba-Blaskapelle stattfindet. Das Morgenbuffet ist gigantisch und es lohnt sich mit leerem Magen um 9.00 Uhr einzulaufen, damit man bis gegen Mittag fertig wird. Doch für solche Genüsse braucht man Zeit. Wer bereits für 10.00 Uhr eine Stadtrundfahrt gebucht hat, macht grundlegend etwas falsch. Übernachten musst du im Sheraton nicht unbedingt. Falls du im Tramper-Ghetto Bang Lampho / Khao San Rd wohnst, nimmst du das Chao Phraya Express Boat ab Pier N13 Phra Athit bis Pier N3 Si Phraya. Wenn du nach einer schönen Flussfahrt aussteigst, befindet sich das Hotel direkt vor deiner Nase. Übrigens, der gleiche Trip in der Nacht ist noch traumhafter, an all den beleuchteten Tempel und Palästen vorbei. Kosten THB 10 - 30, je nach dem, ob du ein langsames oder schnelles Kursboot erwischst.

Noch besser als die Tempelanlage von Angkor Wat, hat uns das Fünfsternehotel Sofitel Angkor gefallen. Ein Tuktuk fährt uns zur Anlage. Für den Anlass haben wir uns in anständige Kleider gestürzt. Ich trage meine Lieblings-Trekkingshorts von Jack Wolfskin, und wieder einmal ein T-Shirt mit Kragen, in westlicher Hemisphäre Poloshirt genannt. Vielliebchen hat einen knöchellangen Rock angeschraubt und zeigt entzückende Schultern und etwas Rücken. Zur Feier des Tages zieren ihre Füsse die eleganten Damen-Trekkingschuhe für Stadt- und Abendaktivitäten, die vom Hersteller unter der Bezeichnung Teva Kayenta Womens, veräussert werden. Die Firma hat wieder den richtigen Riecher gehabt und festgestellt, dass auch Backpackerfrauen richtige Frauen sind, die sich gerne schön und elegant anziehen möchten. Die Damen-Sandalen sind voll funktionsfähig und falls wir vom Sofitel direkt zu einem Überlebenstrekking aufbrechen müssen, trägt sie das ultimative Schuhwerk.

Ein Begrüssungskommitee empfängt uns in französischer Sprache: "Bonjour Monsieur, (Ma)dame. Bienvenu à Sofitel". Ich kontere auch mit französischem Wortschatz und stelle gleich eine Frage. Schnell realisiere ich, dass es einstudierte Wörter sind, denn das Personal in ihren wunderschönen Uniformen, wechselt auf englische Basic-Communication. Wir bitten, zum Guest-Relation-Manager gebracht zu werden, der hier eine Sie ist und die nicht lange auf sich warten lässt. Mit ausgesuchter Höflichkeit werden wir begrüsst. Allerdings haben wir etwas Image eingebüsst, weil wir mit dem Tuktuk und nicht mit der schwarzen Limousine vorgefahren sind. Ich hoffe, dass uns niemand von der Hotelleitung beobachtet hat. What a shame!
Der oberste Chef hier ist übrigens ein Schweizer, wie in so vielen Luxushotels rund um den Globus. Ich beginne wiederum in französischer Sprache, muss aber feststellen, dass die Dame im dunklen Businesskostume und schwarzen Strümpfen, primär des Englischen mächtig ist. Vor fünfzig Jahren, als die Grande Nation dominierte, muss das hier in Indochina noch anders gewesen sein. In taktischer Hinsicht, hat das Team Pitcairn trotzdem einen Punkt gutgemacht. Ich lasse mich auf die Kommunikation in Englisch herunter, in der heimlichen Gewissheit, in dieser Sprache mehr Register ziehen zu können und dass Vielliebchen auch etwas davon mitbekommt – denn sie parliert nicht auf Pommes-Frites. Ich erläutere der Kaderangestellten unsere Beweggründe, warum wir gerne das Hotel und die Anlage besichtigen möchten. Als potentieller Gast möchte ich bei meinem nächsten Business-Aufenthalt in Siem Raep voraussichtlich einmal das Sofitel frequentieren. Das ist nicht einmal gelogen, sondern nur eine aufgeblähte Aussage. Das gibt immer erheblichen Schub und verursacht emsiges Treiben.


Im Hotel werden auf geniale Weise koloniale französische Architektur mit Khmer-Designerelementen zu einer wunderbaren Symbiose verschmolzen. Unsere Privatführung nimmt eine volle Stunde in Anspruch. Durch die Räume geht ein Duft von Zitronengras. Dieser wird mit banalen Duftlampen und ein paar Tropfen Zitronengras ins Wasser erzeugt. Das Haus verfügt über verschiedene Zimmerkategorien und Suiten, fünf Restaurants und Bars, private Luxus-Spas, Massageräume, gestaltete Landschaftsgärten und eine Pool-Area. Für den hoteleigenen 18-Loch-Golfplatz ausserhalb der Anlage, steht ein Shuttleservice zur Verfügung. Das Golfspiel dürfte erst in späteren Jahren für uns an Stellenwert gewinnen, da wir zurzeit noch ein Sexualleben pflegen.

Auf der Führung werden wir unterwegs mit kühlen Getränken und Erfrischungstüchern verwöhnt. Die gesamte Innen- und Aussenanlage ist bis ins letzte Detail durchdacht. In der Swimmingpool-Area werden abends farbige Wasserspiele veranstaltet. Die Beleuchtung erfolgt nachts mit raffinierten elektrischen Leuchten und mit Fackeln. No doubt, das Hotel Sofitel Angkor in Siem Reap ist eine Perle unter den vielen Luxushotels auf dieser Welt. Hier wird Genuss und Gastlichkeit zur Lebenskunst erhoben. Ohne Absicht, die Khmer-Küche herabwürdigen zu wollen, darf ich doch sagen, dass ich hier in Kambodscha nicht unbedingt einen Kurs in heimischer Cuisine absolvieren möchte. Ich schätze in diesem Lande mehr das koloniale Erbe wie Baguette, La vache qui rit und Beaujolais. Das wird auch der Grund sein, weshalb das Hotel seine Speisekarte mehrheitlich auf traditionelle französische und internationale Küche ausgerichtet hat. Von der Gartengestaltung habe ich einige Fotos gemacht und werde mich von dieser schönen Anlage zuhause auf den Philippinen inspirieren lassen.


Gefaltetes Badetuch und Lotusblüte
Im Kingdom of wonder (und anderswo) finden spendable Leute überall freundliche Gesichter, grösste Zuvorkommenheit und Hilfsbereitschaft. Dein Hotel-Resort hat die Romantisierungsmaschine angeworfen. Den Service empfindest du als rekordverdächtig, die Abendveranstaltung spektakulär, für den Gruss der Papageien im Garten verteilst du Bestnoten.
Die Kulturshow mit BBQ, Tempeltänzen und Musikdarbietungen, kostet nur einen gebügelten Hunderter und die Flasche Cabernet Sauvignon noch extra. Im Hawaiihemd und karierten Freizeithosen stolzierst du mit schussbereiter Kamera durch den Hotelgarten, wie ein Paradiesvogel bei der Brautwerbung. Hier bist du Mensch, hier darfst du Supertourist sein.

Du ignorierst die hoffnungslos unterbezahlten Akteure - das internationale Fünfsternehotel garantiert für einen prächtigen Rahmen und streicht die grossen Profite ein. Nur vor dem Budgettraveller wird die Maske abgenommen und wer einfach reist, der lernt die wahre Natur von Menschen und Mentalitäten kennen, die nicht immer zu ihrem Lobe spricht. Mit einem Geldregen nährst du die ausgeprägte materialistische Natur von Asiaten, allen voran derer von Inder, Vietnamesen und Chinesen. Auch andere Völker stehen in dieser Hinsicht nur wenig zurück und lassen sich für einen Fünfliber eine Kerbe in den Hintern ritzen.
Wie verschieden von meiner, klingt die Beschreibung aus der Feder eines Luxus- und Pauschaltouristen? Welche Lobsprüche vergiesst du auf das Fünfsterne-Hotelpersonal, dem es von der Geschäftsleitung untersagt ist, mit Gästen zu Plaudern.
"Es war so wunderschön und all die Aufmerksamkeiten haben wir geschätzt. Das gefaltete Badetuch auf dem Bett, verziert mit einer Lotusblüte, die Gutenacht-Schokolade auf dem Nachttisch, der Früchtekorb und andere Compliments, einfach grossartig. Für die Ölmassage im privaten Spa mit Meditationsmusik wurden nur US $ 200 extra berechnet. Ja selbst der Gärtner hat uns zugewinkt und einen guten Morgen gewünscht und alle waren so herzlich.
Nur der Schmutz am Bahnhof Zürich, hat mich nach der Rückkehr entsetzt".

Leute, Pauschaltouristen, Ignoranten, ich sage unmissverständlich, dass ihr euch selber betrügt. Für jede Lotusblüte auf dem Bettüberwurf werden euch vom Reiseanbieter zwei Dollar extra abgeknöpft, ein Gruss des Zimmermädchens und des Gärtners einen halben, und das gefaltete Badetuch schlägt auch mit einem grünen Scheinchen zu Buche. Für den Shuttle-Service vom Flugplatz ins Hotel werden dir 30 Dollar extra ausgerissen, obschon dich ein Public-Taxi für 6 Dollar genauso komfortabel ins Resort karrt. Natürlich hat die Reiseberaterin in der Agentur Zuhause deine Befürchtungen noch unnötig genährt und dir einen teuren Hoteltransfer aufgeschwatzt. Bei öffentlichen Taxis, wusste sie mit erigiertem Zeigefinger zu berichten, wisse man nie, ob die Fahrgäste an die richtige Adresse gefahren werden. Oft seien Analphabeten am Steuer, sprächen kein Englisch und gehörten sogar der lokalen Mafia an. Touristen könnten an dunkle Orte gebracht, betäubt und einer ihrer Nieren beraubt werden. Organhandel sie weit verbreitet. Mhhh, so eine Kacke!
Wie bei McDonalds, geht es hier um nichts anderes als um Cross-Selling.
Bestellst du einen Big Mac, wird dir noch krampfhaft eine grössere Portion Pommes und einen Apple Pie aufgeschwatzt. Der Wi-Fi-Anschluss im Hotelzimmer wird als exklusiv verkauft, obschon dies heutzutage in jeder billigen Backpackerbude rund um den Globus einen absoluten Mindeststandart darstellt, genauso wie das Toilettenpapier.


Im Unterbewusstsein rechnest du mit westlichen Trinkgeldansätzen und machst auf Big Spender, wenn du dem Roomboy zwei Dollar für das Kofferschleppen überreichst. Das entspricht mehr als seinem normalen Tagesverdienst. Du verdummst Kröten über Kröten, machst dir etwas vor und zerstörst das Preisgefüge im Lande. Die wahre Mentalität der Leute bleibt dir verborgen. Das Nachsehen haben die Budgetreisenden. Kontinuierlich steigt das Preisniveau, bis sich einfache Backpacker einen Aufenthalt nicht mehr leisten können. Die Destinationen in der Karibik und im Südpazifik sind bereits versaut. Jetzt Südostasien an der Reihe. Pitcairn









 
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