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Hallo Forumsmitglieder,
das Leben ist manchmal merkwürdig. Ich hätte mir vor einigen Monaten nicht vorstellen können, Mitglied in einem Forum zu sein, wo sich sog. Sextouristen tummeln, geschweige denn, einmal einen eigenen Reisebericht zu schreiben.
Aber es kommt oft anders, als man denkt.
Die 13-tägige Reise habe ich Ende Oktober quasi von einem Tag auf den anderen gebucht. Ein unabweisbares Verlangen, zwischen diversen take-care-Verpflichtungen und meiner Person einen Abstand von mindestens 10.000 km zu bringen, ließ die Wahl - neben dem günstigen Preis - auf Pattaya fallen. Dazu kam, dass eine langjährige Beziehung in der Krise war. Hinzu kam eine berufliche Umbruchphase. Flucht war angesagt.
Was ich vor Ort so genau veranstalten würde, dafür hatte ich keinen Plan, noch nicht einmal eine ungefähre Vorstellung. Bloß weg, hieß die Devise.
Entsprechend „schräg“ war ich in Pattaya manchmal drauf, und da blieben „Cliffhänger, Pleiten, Pech & Pannen“ nicht aus. Es wird also keine „Prince of Pattaya - Story“ geben.
Da manche Tage eher ereignisarm verliefen, werde ich hier keinen chronologischen Bericht verfassen, zumal ich mir unterwegs überhaupt keine Notizen gemacht habe. Ich werde den Bericht in mir passend erscheinende Themenkomplexe aufteilen. Wem das zu langweilig ist, einfach ausblenden, up to you.
So, nun geht´s los:
Ankunft und der erste Abend:
Erst einmal ein Eindruck von der gepflegten Langeweile in dem Abflughafen Düsseldorf.
Anhang anzeigen Bild 845.jpg
Nach Zwischenstopp in Abu Dhabi landet der Flieger pünktlich in Bangkok. Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt. Ich begebe mich zum Meeting-Point am Gate 3. Für 19:00 Uhr habe ich per Internet einen Taxifahrer bei „Ann Taxi“ für 1000 Baht gebucht. Alle möglichen Fahrer stehen dort mit Namensschildern herum. Meines ist nicht dabei. Sofort werde ich von „Taxi-Freelancern“ angesprochen. Ein besonders öliger Typ, Marke „Rhett-Butler-Verschnitt aus Vom Winde verweht“ säuselt mir zu, dass er mir dieselbe Tour zum gleichen Preis anbieten könne. Ich glaube ihm aufs Wort. Zumindest für die ersten 50 km. Danach werden vermutlich Nachtzuschläge, freiwillige Benzinspenden und eine CO2-Abgabe fällig werden. Alternativ lockt eine vergnügliche Tramptour irgendwo in der Pampa. Ich lehne also dankend ab.
Nach 30 Minuten begebe ich mich zum Tourist Office. In schönstem Euphemismus heuchele ich Besorgnis um Anns Fahrer, ihm sei doch hoffentlich nichts passiert. Die junge Frau hinterm Tresen lacht und ruft bei Ann an. Anns Antwort passt ihr nicht, denn das leise, freundliche „Quak-Quak“ wird auf einmal sehr energisch. Oh, die kann ja auch anders, denke ich. Sie gibt mir mit freundlichem Lächeln meine Reservierungsbestätigung zurück und sagt „20 minutes“.
Exakt 20 Minuten später stürmt eine kleine, dünne, junge Frau in die Halle, fragt nach „Anns Customer“, schnappt sich meinen Rollkoffer und hastet zu ihrem Wagen. Ich renne ihr hinterher und kann sie gerade noch davon abhalten, mein 21 kg - Teil in ihren Kofferraum zu wuchten. Auf der Fahrt ist sie dann zum Glück weniger hektisch. Sie erzählt mir, dass sie nicht bei Ann angestellt, sondern selbständig sei und immer mal als „Springer“ arbeite. Zügig fährt sie mich zum Hotel. Dort bekommt sie das mit Ann vereinbarte Honorar + 100 Baht Tip. Sie rät mir noch, vorsichtig mit den Girls zu sein (ach ja?) und gibt mir ihre Handynummer für den Fall von „special excursions“. Soso.
Im Hotel checke ich unkompliziert ein. Es ist das Navin Mansion2, ein Budget-Hotel direkt hinter dem Big C Extra in der Pattaya Klang. Gegen das Hotel lässt sich nichts sagen. Großes Zimmer mit Balkon, Einrichtung zwar etwas verwohnt, aber gute Matratze und alles super sauber. Da in unmittelbarer Nähe keine Bars etc. sind, ist ein erholsamer Schlaf auch garantiert (wenn man ihn will). Frühstücksbuffet gibt es nicht, brauch ich aber auch nicht, mir genügt morgens eine Suppe, und da hat man im Food-Court im Big C Extra beste Auswahl.
Nach dem Auspacken und Umziehen - von Jetlag und Müdigkeit merke ich erstaunlicherweise nichts - begebe ich mich zur Pattaya Klang und von dort Richtung Beach Road. Nach kurzer Zeit sehe ich ein Restaurant, gut besucht, überwiegend Einheimische. Ein Tisch mit freier Sicht zur Straße wird gerade frei. Ich nehme Platz, bestelle mein erstes Bier (Singha), studiere die Speisekarte und wähle mein Gericht.
Aahh, so lässt es sich aushalten. Es ist 22:30 Uhr und immer noch warm. Herrlich! Das Bier schmeckt.
Da bemerke ich, dass ich vom Nebentisch aus angeschaut werde, und drehe meinen Kopf zur Seite. Am Nachbartisch sitzen - drei Ladyboys, unverkennbar, selbst für einen Newbie wie mich. Sie schauen mich alle ausdruckslos an. Spontan kommt mir eine Szene aus Prof. Grizmeks Tierfilmen in den Sinn, wo des Professors nasale Stimme verkündet: „Und in der Abenddämmerung wartet das Löwenrudel, wenn sich das Beutetier der Tränke nähert“. Ich lächele, rufe ein fröhliches „Hi Girls“ hinüber und drehe mich wieder um. Die Ladyboys lachen und unterhalten sich im weiteren angeregt.
Nach dem Bezahlen entere ich einen Baht-Bus und ab geht es zur Beach Road. Dort ist Gott und die Welt auf den Beinen. Das Gewummer der diversen Bars ertönt. Die Freelancer-Parade ist zum Dienst angetreten. Alle möglichen Gestalten schieben sich über die Promenade.
Zur optischen Untermalung anbei ein paar Abendfotos, allerdings nicht am selben Abend aufgenommen, und eines nicht von der Beach Road. Wer findet den Fehler?
Anhang anzeigen Bild 955.jpg
Anhang anzeigen Bild 970.jpg
Anhang anzeigen Bild 1038.jpg
Ich arbeite mich durch bis zur Walking Street. Auf you tube habe ich mir das ja vorher angesehen. In der Realität ist das dann schon eine ziemliche Reizüberflutung.
Irgendjemand hat mir während des Fluges anscheinend das Wort „Newbie“ auf die Stirn tätowiert, denn sofort stürzen sich alle möglichen Mädels auf mich, fassen mich am Arm und versuchen, mich in ihre Bar, Disco etc. zu lotsen. Wäääh do yuuuu go? Come in! Unangenehm ist mir das nicht, sie sind nicht wirklich aufdringlich, das Ganze erscheint mir eher spielerisch, und nach einem freundlichen „maybe later honey“ geht es dann schnell weiter.
Als ich einen großen Beerbar-Komplex betrete, bin ich im Ausweichen/Auspendeln der „Anwerbeversuche“ schon ziemlich routiniert. Da kommt ein Bargirl auf mich zu und macht genau meine Bewegungen nach. Sogar mein leicht selbstgefälliges Lächeln kopiert sie geschickt. Ich muss lachen, sie auch, und dann greift sie mich und sagt „catched you“. Es gibt dann ein paar lustige Entkommensversuche, wo sie mir immer „zufällig“ den Weg versperrt, dann nehme ich sie in den Arm und sage „sorry honey, my first evening, want to see all, and then maybe, I come back“.
Nach der Beach Road gehe ich auf den Pier und sehe mir das Ganze aus der Ferne an. Das Lichtergeflacker und der ganze Lärm, der herüberwabert, wirken schon etwas unwirklich. Willkommen in der Traumwelt.
Wenig später spuckt ein Ausflugsschiff eine Ladung Koreaner aus. Einige Damen spannen mich sofort für Fotodienste ein. Sie wollen, dass ich sie mit ihrem Smartphone unbedingt so ablichte, dass hinter ihren Köpfen der erleuchtete Pattaya-Schriftzug zu sehen ist. Das Beweismittel! Es klappt.
Dann begegne ich der ersten Horde Russen, die ebenfalls von einem Schiff kommen. Drei stürzen sich auf mich und deuten aufgeregt auf meine Flasche Bier. Häh? Ach so, klar, wo kriegt man das. Ich erkläre ihnen den Weg mit Handzeichen, und sie enteilen. Kurz vor dem Pier ist so ein kleiner Getränkewagen, der wird jetzt vermutlich komplett entleert.
Ich gehe zurück zur Walking Street und setze mich mit Blick zur Straße in eine Beerbar. Mit einer Bierflasche in der Hand beobachte ich das Treiben. Was da für Leute herumlaufen, unglaublich. Aufsehen erregt ein fetter Araber, der - man glaubt es kaum - von zwei Pinguinen, äh ich meine natürlich von seinen beiden schariakonform gekleideten Ehefrauen begleitet wird, die ordnungsgemäß zwei Meter hinter ihm herlaufen. Irgendwann stoppt die Gruppe, eine der Frauen holt ihr Smartphone raus und fotografiert auf Teufel komm raus. Ich bedauere, dass ich meine Kamera jetzt nicht dabei habe.
Es kommt immer wieder zu ergreifenden Jagdszenen, wenn sich die Girls auf einen unsicher wirkenden jungen Mann stürzen und ihn unter wildem Handgemenge in eine Bar verfrachten. Köstlich.
Bald erscheint auch eine holde Schönheit, die mir Gesellschaft leistet und der ich einen Ladydrink spendiere. Die üblichen Fragen „Where do you ..“ usw. Ich versuche erst gar nicht, den Newbie zu verbergen, wozu auch, ist ja interessant, die Reaktionen zu beobachten. Leuchten jetzt neonfarben in ihren hübschen Augen die Dollarzeichen? Meine zynische Erwartung wird enttäuscht, kein „Ladydrink-Abgreif-Verhalten“ o. ä. Sie ist einfach freundlich, lustig, wir amüsieren uns beide über das, was da gerade auf der Walking Street so abgeht.
So gegen 03:00 Uhr habe ich genug und gehe auf der Beach Road zurück. Dort ist offenkundig „Resteverwertung“ angesagt. Ein Ladyboy stürzt sich auf mich und erweist sich als besonders „anhänglich“. Für den (oder die) muss ich mir was einfallen lassen. Also lege ich ihm beide Hände auf die Schultern, sage ihm „you have such beautiful eyes“, er schaut etwas überrascht, ich nehme seinen Arm, deute einen Handkuss an und verschwinde. Er lacht mir hinterher.
An der Ecke Pattaya Klang stelle ich fest, dass diese zu später Stunde nicht mehr auf der normalen Route der Baht-Busse liegt. Die Lage meines Hotels erweist sich zu später Stunde als ungünstig. Also muss ich einen Baht-Bus extra chartern. Einem freien Fahrer biete ich 100 Baht, erkläre ihm, wie er fahren muss (normalerweise über den Parkplatz beim Big C Extra, aber nach Mitternacht ist dieser verrammelt, und man muss einen Bogen fahren) und lasse mich zum Hotel kutschieren.
Dort noch eine Büchse Bier aus dem Kühlschrank geholt, und erst jetzt werde ich so langsam müde. Schicht!
das Leben ist manchmal merkwürdig. Ich hätte mir vor einigen Monaten nicht vorstellen können, Mitglied in einem Forum zu sein, wo sich sog. Sextouristen tummeln, geschweige denn, einmal einen eigenen Reisebericht zu schreiben.
Aber es kommt oft anders, als man denkt.
Die 13-tägige Reise habe ich Ende Oktober quasi von einem Tag auf den anderen gebucht. Ein unabweisbares Verlangen, zwischen diversen take-care-Verpflichtungen und meiner Person einen Abstand von mindestens 10.000 km zu bringen, ließ die Wahl - neben dem günstigen Preis - auf Pattaya fallen. Dazu kam, dass eine langjährige Beziehung in der Krise war. Hinzu kam eine berufliche Umbruchphase. Flucht war angesagt.
Was ich vor Ort so genau veranstalten würde, dafür hatte ich keinen Plan, noch nicht einmal eine ungefähre Vorstellung. Bloß weg, hieß die Devise.
Entsprechend „schräg“ war ich in Pattaya manchmal drauf, und da blieben „Cliffhänger, Pleiten, Pech & Pannen“ nicht aus. Es wird also keine „Prince of Pattaya - Story“ geben.
Da manche Tage eher ereignisarm verliefen, werde ich hier keinen chronologischen Bericht verfassen, zumal ich mir unterwegs überhaupt keine Notizen gemacht habe. Ich werde den Bericht in mir passend erscheinende Themenkomplexe aufteilen. Wem das zu langweilig ist, einfach ausblenden, up to you.
So, nun geht´s los:
Ankunft und der erste Abend:
Erst einmal ein Eindruck von der gepflegten Langeweile in dem Abflughafen Düsseldorf.
Anhang anzeigen Bild 845.jpg
Nach Zwischenstopp in Abu Dhabi landet der Flieger pünktlich in Bangkok. Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt. Ich begebe mich zum Meeting-Point am Gate 3. Für 19:00 Uhr habe ich per Internet einen Taxifahrer bei „Ann Taxi“ für 1000 Baht gebucht. Alle möglichen Fahrer stehen dort mit Namensschildern herum. Meines ist nicht dabei. Sofort werde ich von „Taxi-Freelancern“ angesprochen. Ein besonders öliger Typ, Marke „Rhett-Butler-Verschnitt aus Vom Winde verweht“ säuselt mir zu, dass er mir dieselbe Tour zum gleichen Preis anbieten könne. Ich glaube ihm aufs Wort. Zumindest für die ersten 50 km. Danach werden vermutlich Nachtzuschläge, freiwillige Benzinspenden und eine CO2-Abgabe fällig werden. Alternativ lockt eine vergnügliche Tramptour irgendwo in der Pampa. Ich lehne also dankend ab.
Nach 30 Minuten begebe ich mich zum Tourist Office. In schönstem Euphemismus heuchele ich Besorgnis um Anns Fahrer, ihm sei doch hoffentlich nichts passiert. Die junge Frau hinterm Tresen lacht und ruft bei Ann an. Anns Antwort passt ihr nicht, denn das leise, freundliche „Quak-Quak“ wird auf einmal sehr energisch. Oh, die kann ja auch anders, denke ich. Sie gibt mir mit freundlichem Lächeln meine Reservierungsbestätigung zurück und sagt „20 minutes“.
Exakt 20 Minuten später stürmt eine kleine, dünne, junge Frau in die Halle, fragt nach „Anns Customer“, schnappt sich meinen Rollkoffer und hastet zu ihrem Wagen. Ich renne ihr hinterher und kann sie gerade noch davon abhalten, mein 21 kg - Teil in ihren Kofferraum zu wuchten. Auf der Fahrt ist sie dann zum Glück weniger hektisch. Sie erzählt mir, dass sie nicht bei Ann angestellt, sondern selbständig sei und immer mal als „Springer“ arbeite. Zügig fährt sie mich zum Hotel. Dort bekommt sie das mit Ann vereinbarte Honorar + 100 Baht Tip. Sie rät mir noch, vorsichtig mit den Girls zu sein (ach ja?) und gibt mir ihre Handynummer für den Fall von „special excursions“. Soso.
Im Hotel checke ich unkompliziert ein. Es ist das Navin Mansion2, ein Budget-Hotel direkt hinter dem Big C Extra in der Pattaya Klang. Gegen das Hotel lässt sich nichts sagen. Großes Zimmer mit Balkon, Einrichtung zwar etwas verwohnt, aber gute Matratze und alles super sauber. Da in unmittelbarer Nähe keine Bars etc. sind, ist ein erholsamer Schlaf auch garantiert (wenn man ihn will). Frühstücksbuffet gibt es nicht, brauch ich aber auch nicht, mir genügt morgens eine Suppe, und da hat man im Food-Court im Big C Extra beste Auswahl.
Nach dem Auspacken und Umziehen - von Jetlag und Müdigkeit merke ich erstaunlicherweise nichts - begebe ich mich zur Pattaya Klang und von dort Richtung Beach Road. Nach kurzer Zeit sehe ich ein Restaurant, gut besucht, überwiegend Einheimische. Ein Tisch mit freier Sicht zur Straße wird gerade frei. Ich nehme Platz, bestelle mein erstes Bier (Singha), studiere die Speisekarte und wähle mein Gericht.
Aahh, so lässt es sich aushalten. Es ist 22:30 Uhr und immer noch warm. Herrlich! Das Bier schmeckt.
Da bemerke ich, dass ich vom Nebentisch aus angeschaut werde, und drehe meinen Kopf zur Seite. Am Nachbartisch sitzen - drei Ladyboys, unverkennbar, selbst für einen Newbie wie mich. Sie schauen mich alle ausdruckslos an. Spontan kommt mir eine Szene aus Prof. Grizmeks Tierfilmen in den Sinn, wo des Professors nasale Stimme verkündet: „Und in der Abenddämmerung wartet das Löwenrudel, wenn sich das Beutetier der Tränke nähert“. Ich lächele, rufe ein fröhliches „Hi Girls“ hinüber und drehe mich wieder um. Die Ladyboys lachen und unterhalten sich im weiteren angeregt.
Nach dem Bezahlen entere ich einen Baht-Bus und ab geht es zur Beach Road. Dort ist Gott und die Welt auf den Beinen. Das Gewummer der diversen Bars ertönt. Die Freelancer-Parade ist zum Dienst angetreten. Alle möglichen Gestalten schieben sich über die Promenade.
Zur optischen Untermalung anbei ein paar Abendfotos, allerdings nicht am selben Abend aufgenommen, und eines nicht von der Beach Road. Wer findet den Fehler?
Anhang anzeigen Bild 955.jpg
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Anhang anzeigen Bild 1038.jpg
Ich arbeite mich durch bis zur Walking Street. Auf you tube habe ich mir das ja vorher angesehen. In der Realität ist das dann schon eine ziemliche Reizüberflutung.
Irgendjemand hat mir während des Fluges anscheinend das Wort „Newbie“ auf die Stirn tätowiert, denn sofort stürzen sich alle möglichen Mädels auf mich, fassen mich am Arm und versuchen, mich in ihre Bar, Disco etc. zu lotsen. Wäääh do yuuuu go? Come in! Unangenehm ist mir das nicht, sie sind nicht wirklich aufdringlich, das Ganze erscheint mir eher spielerisch, und nach einem freundlichen „maybe later honey“ geht es dann schnell weiter.
Als ich einen großen Beerbar-Komplex betrete, bin ich im Ausweichen/Auspendeln der „Anwerbeversuche“ schon ziemlich routiniert. Da kommt ein Bargirl auf mich zu und macht genau meine Bewegungen nach. Sogar mein leicht selbstgefälliges Lächeln kopiert sie geschickt. Ich muss lachen, sie auch, und dann greift sie mich und sagt „catched you“. Es gibt dann ein paar lustige Entkommensversuche, wo sie mir immer „zufällig“ den Weg versperrt, dann nehme ich sie in den Arm und sage „sorry honey, my first evening, want to see all, and then maybe, I come back“.
Nach der Beach Road gehe ich auf den Pier und sehe mir das Ganze aus der Ferne an. Das Lichtergeflacker und der ganze Lärm, der herüberwabert, wirken schon etwas unwirklich. Willkommen in der Traumwelt.
Wenig später spuckt ein Ausflugsschiff eine Ladung Koreaner aus. Einige Damen spannen mich sofort für Fotodienste ein. Sie wollen, dass ich sie mit ihrem Smartphone unbedingt so ablichte, dass hinter ihren Köpfen der erleuchtete Pattaya-Schriftzug zu sehen ist. Das Beweismittel! Es klappt.
Dann begegne ich der ersten Horde Russen, die ebenfalls von einem Schiff kommen. Drei stürzen sich auf mich und deuten aufgeregt auf meine Flasche Bier. Häh? Ach so, klar, wo kriegt man das. Ich erkläre ihnen den Weg mit Handzeichen, und sie enteilen. Kurz vor dem Pier ist so ein kleiner Getränkewagen, der wird jetzt vermutlich komplett entleert.
Ich gehe zurück zur Walking Street und setze mich mit Blick zur Straße in eine Beerbar. Mit einer Bierflasche in der Hand beobachte ich das Treiben. Was da für Leute herumlaufen, unglaublich. Aufsehen erregt ein fetter Araber, der - man glaubt es kaum - von zwei Pinguinen, äh ich meine natürlich von seinen beiden schariakonform gekleideten Ehefrauen begleitet wird, die ordnungsgemäß zwei Meter hinter ihm herlaufen. Irgendwann stoppt die Gruppe, eine der Frauen holt ihr Smartphone raus und fotografiert auf Teufel komm raus. Ich bedauere, dass ich meine Kamera jetzt nicht dabei habe.
Es kommt immer wieder zu ergreifenden Jagdszenen, wenn sich die Girls auf einen unsicher wirkenden jungen Mann stürzen und ihn unter wildem Handgemenge in eine Bar verfrachten. Köstlich.
Bald erscheint auch eine holde Schönheit, die mir Gesellschaft leistet und der ich einen Ladydrink spendiere. Die üblichen Fragen „Where do you ..“ usw. Ich versuche erst gar nicht, den Newbie zu verbergen, wozu auch, ist ja interessant, die Reaktionen zu beobachten. Leuchten jetzt neonfarben in ihren hübschen Augen die Dollarzeichen? Meine zynische Erwartung wird enttäuscht, kein „Ladydrink-Abgreif-Verhalten“ o. ä. Sie ist einfach freundlich, lustig, wir amüsieren uns beide über das, was da gerade auf der Walking Street so abgeht.
So gegen 03:00 Uhr habe ich genug und gehe auf der Beach Road zurück. Dort ist offenkundig „Resteverwertung“ angesagt. Ein Ladyboy stürzt sich auf mich und erweist sich als besonders „anhänglich“. Für den (oder die) muss ich mir was einfallen lassen. Also lege ich ihm beide Hände auf die Schultern, sage ihm „you have such beautiful eyes“, er schaut etwas überrascht, ich nehme seinen Arm, deute einen Handkuss an und verschwinde. Er lacht mir hinterher.
An der Ecke Pattaya Klang stelle ich fest, dass diese zu später Stunde nicht mehr auf der normalen Route der Baht-Busse liegt. Die Lage meines Hotels erweist sich zu später Stunde als ungünstig. Also muss ich einen Baht-Bus extra chartern. Einem freien Fahrer biete ich 100 Baht, erkläre ihm, wie er fahren muss (normalerweise über den Parkplatz beim Big C Extra, aber nach Mitternacht ist dieser verrammelt, und man muss einen Bogen fahren) und lasse mich zum Hotel kutschieren.
Dort noch eine Büchse Bier aus dem Kühlschrank geholt, und erst jetzt werde ich so langsam müde. Schicht!