Thailändisch lernen

Haiti 4 Tage Haiti im November 2014, für Lesepuristen

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Tag 3 Labadee

Mit dem Boot ging es dann noch in eine Bucht neben Labadee, Dhaloo Beach. Ich weis nicht, ob man da auch übernachten könnte, oder ob es nur eine Bar ist, auf jeden Fall ist es ein wunderschönes Fleckchen Erde. Und nirgendwo Touristen.


Auf einem Pickup gings dann wieder nach Hause. Is schon Wahnsinn was alles auf so eine Toyotapritsche passt, neben 15 Personen, auch noch einige Leergutkisten von Coca Cola und etliche Holzschnitzereien und ein paar Sack Holzkohle.


In Cap-Haitien führte mich mein Scout dann zu einem Denkmal, ich nehme mal an es war das Memorial of the Battle of Vertières in Cap-Haitien. Und als wir die ersten Treppenstufen hochsteigen, steht ein Kerl von der Bank auf und ruft irgend etwas. Mein Scout geht hin und diskutiert mit ihm, daß Palavern in Haiti Volkssport ist, hatte ich ja mittlerweile gelernt. Nun, während des Gesprächs, der Typ war auch sehr laut beim Kommunizieren, hörte ich schon mehrfach das Wort “Blanc”. Na mal sehen was mir jetzt schönes widerfährt. Superscout kommt dann zu mir und fragt mich nach “Cash for cleaning”, und zeigt auf den Kerl, als ob dieser hier der Besenschwinger sei. Ich dachte mein Schwein pfeift. Wo man hinschaut liegt Plastikmüll herum, egal ob Wasserflaschen oder alte Plastikbeutel und wer weis was sonst noch für Zeugs, und ich soll hier löhnen?

Meine Geste war eindeutig, zuerst mit dem Finger auf mich gezeigt, ICH?? Dann nur den Zeigefinger geschüttelt, NEVER!! Hier siehts aus wie aufm Recyclinghof in der Stoßzeit und ich soll dem Bimbo dort Geld fürs Fegen geben? Ja seid ihr alle noch ganz sauber?

Ok, es war sicher nicht schlecht das hier ausser mir keiner deutsch konnte. Ich hatte auch irgendwo gelesen, daß die Haitianer findige Kerlchen sind, wenn drum geht den Weißen etwas Knete aus dem Kreuz zu leiern, andere haben ja kein Geld. Aber das war mir einfach zu dreist und zu fett. Mein intelligenter Scout ist natürlich auch noch so nett und trampelt wieder hin zu dem Kerl und diskutiert mit ihm das es nix gibt. So langsam begann die Sicherung in meinem Kopf Temperatur anzunehmen. Ein Pfiff und ein Winken mit dem Arm von mir und Scouti trollte sich wieder zu mir. Mit mir brauchte er nicht diskutieren, ich winkte ab als er es versuchte. Und das Denkmal mit dem dazu gehörigem vermüllten Rasenteil war auch zu Ende begutachtet. Also wollten wir weiter. Und wieder fing der Besenschwinger irgendwas zu uns rüber zu rufen, und Scouti lief wieder zu ihm. Bums, daß war zuviel für meine Kopfsicherung.

Ich hab einfach nur laut häähhh gerufen, meinem Scout gewunken und nochmal mit ordentlich Fon gerufen das er den Halbaffen jetzt endlich stehen lassen soll, und hier jetzt endlich Schluß, Ende, Finito ist! Das Ganze in einer gar nicht netten Tonart, und auch mit reichlich Handfuchteleien. Ok, daß hat dann Eindruck gemacht, er trollte sich zu uns mit abgesenktem Kopf und Schatzie lachte nur wieder und meinte Finito. Das ich da so rigoros durchzog schien sie arg zu belustigen.

Es ging dann weiter durch die Stadt, und irgendwo gab es Bananen. Da schlug ich dann zu, und kaufte eine ordentliche Staude. Endlich mal essen, daß auch mir schmeckt. Im Hotel kam dann bald ihr Bruder und brachte schlechte Nachrichten. Die erste Planung war gewesen, morgen wieder zurück zu fahren. Aber die Straße nach Dajabon wäre gesperrt, wegen Manifestation. Wie ich später herausfand, wegen Demonstrationen halt. Ja gut, daß Hotel war eh noch einen Tag bezahlt, und das Zentrum von Cap-Haitien hatte ich mir ja auch noch nicht angeschaut, also alles kein Problem. Fahren wir halt einen Tag später.

Das nächste Problem war für mich eher: Wie bekomme ich diese Flachzange von Scout los? Der Typ is aber mal so richtig zu garnix zu gebrauchen, kostet nur Geld, Nerven und Zeit.

Aber als es drum ging, morgen die Stadt zu besuchen, war er hellauf begeistert, und es hat eine längere Palaverei gedauert, bis er kapierte das er echt zu gut für mich ist. Kurzeitschatzie hat mich dann noch nach einer Entlohnung für ihn angehauen. Ich hab die 20 Dollar echt als Entsorgungskosten angesehen. Scheiss auf die Kohle, Hauptsache ich hab den Typen los!

Das Abendessen kam dann wieder von ihrer Schwester, diesmal gabs irgendeine Art von lauwarmen Spaghetti. Ich weis nicht was da so noch alles drin und dran war ausser roter Sosse, ich hab nur das halbe Ei oben drauf stibitzt und gut war es für mich. Ausserdem hatte ich ja noch die Bananen. Nicht das ich Spaghetti nicht mag, ich hab auch keine Vorurteile gegen das Gekochte von Teilzeitschatzieschwester, aber ich mag sie halt nicht kalt oder lauwarm. Aber wieder einmal sass der ganze Clan so lange zu Tisch bis alles ratzeputz weg war.

Schatzie hatte mich dann angehauen, wie es denn mit etwas Geld für das Essen ihrer Schwester wäre. Da wir die getauschten Gourdes wieder fast alle aufgebraucht hatten, und wir ja morgen noch einen Tag in Haiti sind, sagte ich, machen wir morgen, wir müssen ja nochmal Geld tauschen.
 
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Tag 4 Cap-Haitien


Am nächsten Morgen wo ich meine Habseligkeiten für den Tag und den Bankbesuch ordne, fehlen 20 Dollar. Soviel Geld, daß ich mich täuschen konnte hatte ich nicht mehr. Die Euros haben gepasst, aber ich hatte nochmal 120 Dollar auf der Bank geordert, und sechs Scheine zu 20 Dollar bekommen, 20 Dollar Entsorgungskosten für den Scout macht 100, und ich zählte nur noch 4 Scheine. Ich muss sagen ich war sehr entäuscht vom Teilzeitschatzie, weil sie bis jetzt ne ehrliche Haut war. Auch schon als ich sie in Sosua mit aufs Zimmer genommen hatte, brauchte ich bei ihr nie Fotoapparat oder irgendwas wegräumen. Wozu sie das Geld genommen hatte, war mir auch klar, sie hat es ihrer Schwester gegeben. Aber was tun? Gibt sie es zu? Wenn nicht, was ich annehme steht Stress an! Das brauche ich heute auch nicht. Also werd ich ab heute meine Kohle ständig an mir tragen, dann wird sie schon merken das ichs mitbekommen habe. Im Laufe des Tages, hab ich mir dann auch überlegt, Mensch ich hab dem Scout 20 Dollar für nix gegeben, und wenn ich es mal so sehe, sie hat wenigstens Essen gekocht, und sie da dann mit paar Gourdes abzuspeisen, is auch blöd. Soviel Geld sind 20 Dollar auch nicht, da fällt am Ende auch nicht viel als Geschenk ab, also Schwamm drüber. Du weist auch nicht was die zwei Weiber ausgemacht haben, vielleicht hat die Schwester auch so ihre Nöte, und dann noch mein rigoroses Verhalten beim Besenmann wegen weniger als einem Euro. Aber mal sehen ob Schatzie heute abend nochmal nachfragt wegen der Schwesterentlohnung. Ich nehms vornweg, sie hat es nicht.


Auf dem Weg zur Hauptstraße begegneten uns wieder jede Menge Schulkinder, und damit gabs wieder das lustige Blanc-wink-Spiel. Und an der Hauptstraße wurde wieder ein Motogoncho gechartert, der uns zur Bank brachte. Dort gabs dann das unlustige Anstehen -und-Geldzähl-Spiel. Und jetzt war Zeit für Sightseeing in Cap-Haitien. Aus meinem Reiseguide hatte ich hierzu zwei Seiten herausgerissen, eigentlich ist es nicht meine Art Büchern so zu zusetzen, aber so kam ich halt mit meiner Bauchtasche aus und konnte den Rucksack im Hotel lassen.


Die Straßenbenennung in Cap-Haitien kann man schon genial nennen. Alle Straßen von Ost nach West tragen Zahlen, alle von Norden nach Süden parallel zum Meeresufer verlaufenden Straßen haben einen Buchstaben verkauft bekommen. Somit ist die Rue1 die erste Straße Richtung Dajabon, und die Rue A der Boulevard de Mer, sprich die Uferstraße.

Der Name Boulevard de Mer klingt zwar recht vielversprechend, ist aber überwiegend ein Industriegebiet. Vorn auf der Rue 24 gibt’s dann die üblichen Nippes für Touristen, natürlich möchte jeder „Geschäftsinhaber“ das man seinen Laden besucht, auch wenn jeder Laden identisch den selben Kram anbietet wie die anderen auch. Die von meinem Reisebuch empfohlene Stadtbegehung beginnt am Hotel Roi Christophe. Auch wenn man kein Zimmer dort gebucht hat, darf man es besuchen, klar es hat ja auch ein Restaurant. Obwohl ich nur nen klitzekleinen Stadtplan aus dem Guide hatte, kam ich prima zurecht. Schatzie verstand die Welt nicht, ich bin das Erste mal in dieser Stadt und komme zurecht. „Cap-haitien is very simple, that is wonderful.” konnte ich ihr da nur antworten.

Der Places d'Armes wird momentan leider saniert, um das Ganze Areal ist ein Wellblechzaun. So sehr wie ich mich für die Haitianer freue, daß sie paar Unzen übrig haben um die Plätze ihrer Geschichte in Schuß halten zu können, das muss man doch nicht machen wenn ich da bin! Die Cathedrale de Notre-Dame hab ich mir dann geschenkt, gegenüber dem Original wirkt sie doch mehr wie eine Dorfkirche.


Auf dem Weg zum Marche de Fer kam dann erstmal eine Bäckerei dazwischen. Das Angebot war nicht unbedingt gut, aber egal ein paar Teile im europäischem Touch gab es. Und der eine Fehlkauf, Blätterteig mit irgendwelchem Fleischzeugs innendrin schmeckte meinem Schatzie vorzüglich.

Der Marche de Fer ist dann so etwas, was ich sehen will! Das ist Haiti pur, no Filter! Auf Holzkohleöfen kochen Frauen in riesigen Alupötten Essen, daneben wird Holzkohle oder Reis lose aus Säcken verkauft. Fischverkäufer wedeln den ganzen Tag mit Zweigen um wenigstens ein klein wenig die Millionen von Fliegen zu verscheuchen. Das ganze Viertel rund um die Markthalle ist ein riesiger Basar, wo es auch wirklich alles gibt. Händler/innen die keinen Stand haben bieten ihre Waren auf einer Plane zu ebener Erde an, wer nicht einmal so einen Platz ergattert hat, verkauft halt aus der Schubkarre oder einem Bauchladen. Und durch dieses ganze Gewusel versucht auch noch ein alter Mack-Laster die Entladestelle für seinen Überseecontainer zu finden, Ich kann das Ganze dort gesehene nicht wiedergeben, es waren einfach zu viele Eindrücke.

Nach dieser lohnenswerten Tour wollte ich dann noch Fort Picolet besuchen. Aber diese Ruine ist etwas auswärts, sodaß man mit haitianischer Begleitung der Ort nur mit Kolbenkraft erreichbar ist. Und da das Moto nicht bis vor Ort fahren kann, und es dann auch noch einen Berg hochging, musste ich diese Tour abbrechen, Teilzeitschatzie wäre mir sonst zerbrochen. Auf der Rückfahrt sah ich dann noch irgendein Denkmal mit nem Haufen alter Kanonen. Aber da da auch schon wieder ein “Besenmann” rumstand, hab ich auf die Besichtigung verzichtet.

Am späten Nachmittag waren wir bereits wieder im Hotel, und ich erklärte Schatzie das ich noch nie Zuckerrohr gegessen habe, es aber mal probieren möchte. Da hat sie es vor lachen bald zerlegt, daß konnte sie garnicht begreifen. Aber nett wie ich bin, hab ich ihr erklärt das es bei uns kein Zuckerrohr gibt, und wir den Zucker aus Rüben gewinnen. Also gings los, und gerade mal 100 Meter vom Hotel entfernt, stand ein Zuckerrohrverkäufer mit seiner Schubkarre und schälte sowie schnitt uns eine Stange für wenig Geld. Zuhause dann noch eine Plastiktüte in den Abfallbehälter und das große Knabbern konnte losgehen, ich fands lecker.

Abends kam dann wieder Bruderherz vom Teilzeitschatzie, diesmal wieder mit schlechten Nachrichten. Der Grenzübergang bzw. die Straße nach Dajabon sei immer noch gesperrt wegen Manifestation, und das voraussichtlich die ganze Woche. Schon wegen der Sprachbarrierre konnte ich das Ganze garnicht checken was da wirklich los sei. Sie erzählte auch etwas von einem Chamion, also Lkw und machte zog den Finger unter der Nase durch, sprich das Zeichen für Drogen.

Ok, alles schön und gut, aber ich muss zurück. Ich glaub kaum, daß der Flieger auf mich wartet. Ausserdem, wer sagt mir denn, daß die mir hier nicht ne Räuberflinte auftischen, weil das Visum fürs Teilzeitschatzie noch nicht da ist? Kurz und gut, ich fahre morgen erklärte ich. Ich komm schon durch, und wenn die Grenze zu ist, geh ich halt wie ein Haitianer durch den Fluß, irgendwas geht schon. Eigenartigerweise gab es diesmal kein grande Palaver, sondern meine Entscheidung wurde akzeptiert. Vielleicht war der Verweis aufs Flugzeug ein Grund dafür, oder sie hatten gecheckt das ich eh nicht diskutiere.
 
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Tag 4+1 Heimreise

Früh gings dann mit dem Moto wieder zum Busbahnhof, bzw. das Teil was sich dafür hält. Dort war dann großes Treffen der Kurzzeitschatziefamilie. Und die wollten alle mit. Also ihr Bruder, irgendein Freund vom Bruder, ihre Schwester und der Sohn der Schwester. Wieso das auf einmal? Nun, der Sohn der Schwester sollte auch in die Dominikanische Republik fahren um in Santo Domingo zu arbeiten. Äähhh, der da? Arbeiten? Ich nannte ihn auch gleich Ninjo, sprich den Jungen. Nun wurde mir erklärt, der Junge sei schon zwanzig Jahre alt. Häähhh, der? Ich fands keine gute Idee, aber ich glaub kaum das da wohl jetzt jemand auf mich hört. Dieses Muttersöhnchen is doch in Santo Domingo das blanke Kanonenfutter.

Irgendwie gings aber noch nicht so richtig los, obwohl ja der Bus schon da stand. Die einzelnen Familienmitglieder telefonierten immer wieder, mal wollten wir mit dem Bus fahren, mal mit einem anderen Kleinbus. Und ich sah traurig einem gelben Bus von Caribe-Tours hinterher, der gerade auf der Straße vorbei fuhr. Natürlich schwirrten auch noch jede Menge Händler mit rum, die einem laufend irgendwelches Zeugs unter die Nase hielten. Nach einiger Zeit tuckerte dann ein Moto an, und brachte eine Frau. Auf diese warteten wir wohl, weil diese das mit den Visas klären würde. Natürlich war der Bus mittlerweile proppenvoll. Ich sass dann auf einem Holzbrett im Gang zwischen den Sitzen, blöd nur das der Gang schmäler als ich selbst war.

Kaum das der Bus losgefahren war, fing einer der Fahrgäste an laut zu erzählen. Zuerst dachte ich ja, es handelt sich um den Busschamanen der da irgendein Unterhaltungsprogramm abspult, aber irgendwann hielt er dann ein kleines Päckchen bedeutungsvoll in der Hand. Ich hörte auch das Wort Bergkristall und vernahm wohl auch einige Krankheiten. Nachdem ich begriffen hatte, was da für ein Scharlatan wieder sein Unwesen treibt, zog es mir natürlich die Mundwinkel nach oben. Umso erstaunter war ich, als dann doch irgendwelche Leute den Kram kauften. Weiter gings dann mit irgendeiner besonderen Seife, die sicher auch eine lebensverlängernde Wirkung hatte. Der Renner war allerdings seine Zahnpasta. Diese war zwar irgendein Produkt aus dem Supermarkt, aber laut seinem lauten reden wohl die Revolution der Zahnpflege.

In der Zwischenzeit waren wir auf den Bus von Caribe-Tours aufgelaufen, der nicht mehr weiter fuhr. Clever wie Dominikaner nun mal sind, hat er nicht auf freier Strecke angehalten sondern mitten in der einzigen Baustelle weit und breit.

Nach einigen Kilometern war auch dann für unseren Bus erstmal Schluß. Quer über die Straße lagen ein paar Steine und einige größere Äste. Das war also die Manifestation. Einige Fahrgäste stiegen aus und palaverten mit den Demonstranten. Dabei wurden die Äste mal von der Fahrbahn geworfen und dann wieder auf die Straße gelegt. Inachdem es ein paarmal so hin und her ging, öffnete sich doch das “Barrikädchen” und der Bus durfte passieren. Ich nehme mal an, daß hier mit ein paar Dollar die Demonstranten zu einer Pause überredet wurden.

Nach 500 Metern war dann das nächste Hindernis, vom Baustil her genauso grazil wie das Erste. Hier einigten sich die Parteien schneller und es ging weiter.

Nach ein paar Kilometern stand dann die nächste Barrikade an, bei dieser hatten sich die Erbauer schon etwas mehr Mühe gegeben. Ein Pickup hat wohl das Hindernis gerade noch so geschafft, das Heck das Autos dürfte aber beim überfahren der Steine fast einen halben Meter hoch gesprungen sein. Für den Bus war hier Schluß. Aber sofort fanden sich hinter dem Bus ein paar Motogoncho, die sich anboten uns nach Dajabon zu fahren.

Nach der üblichen Preisverhandlung gings dann los. Da auch andere Buspassagiere diese Möglichkeit nutzten, kam so ein ganz schöner Pulk zusammen. Die Fahrt ging runter von der Straße und nur noch über irgendwelche Pisten. Und natürlich alles volle Lotte. Ich hab mich mehrfach schon irgendwo in der Botanik rumliegen sehen, ein Motorad mit 125 ccm, drei Personen mit Gepäck und das auf staubigen Trampelpfaden mit gut über 80km/h, sowas kann nicht gut gehen. Hin und wieder standen Leute da, bremsten uns und wollten diskutieren. Teilzeitschatzie lies jedes Mal einen Spruch, gab einen Geldschein und die ganze Rotte durfte passieren. So oft wie mir ihr loser Umgang mit Geld nicht gepasst hatte, momentan hatte ich nichts dagegen einzuwenden. Es war jetzt nicht unbedingt die beste Zeit, über ein paar Cent zu diskutieren.

Nach einer Zeit war dann der Pfad zu Ende, eine Brücke über einen Bach war nicht mehr existent. Hier mussten wir absteigen, liefen über eine Baumstammbrücke und die Mopeds fuhren ein paar Meter weiter unten durch den Bach. Oben wurden dann wieder Fahrzeuge und Mitfahrer zusammen gefügt, warum alles so hektisch sein musste, verstand ich nicht. Jedenfalls hatten wir jetzt die Reisetasche vom Schwesternbub auf dem Moto, und die halt die Tasche meiner Gefährtin. Wurde der Weg etwas breiter begannen die Motogonchos Rennen zu fahren, jeder wollte halt mal der Erste sein. Nach einiger Zeit kamen wir wieder auf die Straße, blöderweise genau vor einer großen brennenden Barrikade. Und sofort begannen die Demonstranten auf uns zu zurennen. Einem Vermummten fehlten vielleicht noch fünf Meter bis zu mir, in der Hand eine Plastikflasche. Ich weis nicht was darin war, Säure? Benzin? Oder wollte er mir das Ding einfach nur so auf die Birne hauen? Ach was war ich froh, daß der Motogoncho endlich wieder Gas gab, als auch das Hinterrad wieder auf dem Asphalt der Straße war.

Auf der Straße gings dann erst einmal wieder ein Stück zurück. Hier sah man dann auch ein ausgebranntes Taptap quer auf der Straße stehen und jede Menge Glasscherben. So langsam kapierte auch ich, daß hier nicht unbedingt Karneval gefeiert wird. Von der Straße gings dann wieder irgendwelche Feldwege und Trampelpfade entlang, natürlich immer noch volles Rohr als ob jemand hinter uns her war.

Ich weis auch nicht wie lang wir letztendlich unterwegs waren, für mich war es eine Ewigkeit, und für mein Gesäss schon zwei. Erst die Busreise auf dem Holzbrettchen, dann die Fahrt zu dritt auf einem Moped wo der Gepäckträger nix besseres zu tun hat, als einem weh tun zu wollen, ach was war ich froh, als wir endlich den Grenzübergang erreichten.


Jetzt düste Teilzeitschatzie mit einem Moto davon, um sich um die Visas zu kümmern, OK. Das sie da auch nicht gleich nach zehn Minuten wieder da ist war mir eigentlich klar. In der Zwischenzeit trank ich halt was, schaute mal nach der Uhrzeit auf dem Handy oder fotografierte mit meiner Billigknipse, eine bessere hatte ich wegen der haitianischen Kleptomanieseuche mir nicht getraut mitzunehmen.


Aber bei jedem elektronischem Teil was ich aus meinem Rucksack holte, fragte mich der Bub der Schwester ob ich es ihm nicht schenken wolle. So belustigte mich der Typ immer wieder aufs neue, hoffentlich haben sie ihn in Santo Domingo nicht schon aufgearbeitet. Ein anderer Typ war auch goldig, ich sollte unbedingt seine gebrauchte Kettensäge kaufen. Wär sicher lustig, wenn ich das Teil als Handgepäck am Airport deklariere.

Nach einer erneuten Ewigkeit kam dann Teilzeitschatzie wieder zurück. Und hatte schlechte Nachrichten. Die neuen Visas gebe es erst morgen. Jetzt mischten sich in das Gespräch auch wieder die ganze Klicke der Geldwechsler und Händler mit ein. Und alle wussten natürlich Rat. Schatzie war daraufhin wieder am telefonieren, und so hieß es einmal kurz, heute nachmittag bekommen wir Visa. Aber auch diese Hoffnung löste sich bald in Wohlgefallen auf und es hieß wieder morgen.

Nun hatte ich aber einerseits keinen Bock meinen Urlaub an so einer öden Ecke zu verbringen. Andererseits tat mir gerade meine Kurzzeitromanze schon leid, und mittlerweile hatte ich sie wohl auch ein wenig lieb gewonnen. Das muss wohl so sein, wenn man ein paar Tage gemeinsam auf Achse ist.

Aber wie schon mal geschrieben, ein klein wenig kenne ich das Land. Und deshalb stand für mich damals schon fest, daß es nicht hundertprozentig feststeht, daß wir am nächsten Tag gemeinsam in die Domrep einreisen.

Aber Teilzeitschatzies Problem war, daß ich es nicht alleine bis nach Sosua schaff. Was? Ich fahr mit dem Laster durch halb Europa, und hier soll ich es nicht schaffen mit dem Bus einmal umzusteigen? Na also!

Also hab ich mich wie schon mal auf der Hispaniola frei gekauft. Sprich ich gab Teilzeitschatzie Geld, damit sie dort übernachten konnte, und auch noch Geld für Essen und Transport hat. Viel Kohle hatte ich eh nicht mehr.

Der Abschied ging dann schnell, zusammen noch die Papiere beim haitianischen Zoll gemacht, und dann gings für mich Richtung Brücke über den Rio Massaker. Aber in den vier Tagen hatte ich das Mädel doch etwas mehr in Herz geschlossen als mir lieb war. Ich dachte dann nach der Verabschiedung nur nicht umdrehen, und kam mir ziemlich herzlos vor. Aber was solls, helfen kann ich hier eh nicht mehr.

Auf dominkanischer Seite durfte ich dann wieder die üblichen Zettel für deren Finanzamt ausfüllen und einige Dollar für die Einreise bezahlen bevor ich den Einreisestempel erhielt.

Ich mag die Dominikanische Republik nicht wirklich, hauptsächlich wegen ihres Umgangs mit Haiti. Aber jetzt kam sie mir wie das gelobte Land vor, es war als wenn ich eine Reise in die Vergangenheit beendet hätte. Noch dazu erhielt ich mal von Domis eine kompetente Antwort als ich nach der Busstation von Caribe Tours fragte. Dort angekommen, habe ich erstmal in der Nähe Geld gewechselt und mir dann das Ticket nach Santiago geholt. Bis der Bus kam, gings an eine Imbissbude, selten hat eine eiskalte Coke mir so geschmeckt wie dort.

Kaum das der Bus aus Dajabon raus war, kam auch schon die erste von einigen Militär- und Polizeikontrollen. Die Jungs sehen schon martialisch aus, in ihrer vollen Kampfmontur. Und das alles nur um illegale Haitis zu suchen.

Der Umstieg in Santiago war dann auch kein Problem, trotzdem kam ich erst recht spät in Sosua an, schade denn eigentlich hatte ich mich totalen Heißhunger auf schönes Steak aus dem Germania. Aber das habe ich dann am nächsten Tag nachgeholt.

“Haiti ist ein einzigartiges Land, das unter die Haut geht und wohl kaum einen Besucher gleichgültig lassen wird.”
So steht es in meinem Reiseführer und deckt sich voll mit dem von mir Erlebtem. Ob ich das Land noch einmal besuchen werde oder möchte? Ja und nein.



 
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        #14  

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Super Bericht von einem fast weissen Fleck auf der Landkarte. Danke.
 
        #15  

Member

Super jepp Klasse Bericht, kann mich nur anschliesen, mal die _Realität Vorort mitlesen zu können Thanks dafür... und noch was von Kurzzeitschatzi gehört ????
 
        #16  

Member

Super Bericht! Danke!

Dein Schreibstil gefällt mir, hat Spaß gemacht zu lesen.
 
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        #17  

Member

Dass ich in einem Thailand-Forum mal einen Reisebericht aus meinem „Traumland“ Haiti lesen darf hätte ich auch nicht gedacht. Großen Respekt dafür und vielen Dank.

Vieles kommt mir von meinen Reisen bekannt vor, aber z.B. deine Ausreise-Aktion war schon megakrass. Entspannter Urlaub geht anders, aber solche Erinnerungen kann einem keiner nehmen, und man hat für später ganz viel Erzählstoff.

Hast Du nicht auch Pics von Deinem Kurzzeitschatzi ? Wie sieht es nach deiner Einschätzung mit Möglichkeiten für einen „Blanc“ aus, dort Frauen klarzumachen ?
 
        #18  

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Member hat gesagt:
Dass ich in einem Thailand-Forum mal einen Reisebericht aus meinem „Traumland“ Haiti lesen darf hätte ich auch nicht gedacht. Großen Respekt dafür und vielen Dank.

Da sieht man mal wieder wie breit das Spektrum an Reiseberichten hier ist! :super: Bambam!
 
        #19  

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@ Dreamer
Eine ihrer Freundinnen hat mir in Sosua erzählt, sie wäre nach zwei oder drei Tagen vergeblichen wartens wieder nach Cap Haitien zurück gefahren.

@Vollpfosten
Haiti ist angeblich das Afrika der Caribic, somit solltest du dich dort heimisch fühlen. :D
Bilder von dem Mädel möchte ich keine veröffentlichen. Sosua ist ein hartes Pflaster, die Mädels sind alle vernetzt, und ich weis nicht was dort noch für Flachzangen rumspringen.

Mädels klarmachen. Wenn du in Badoo oder Tagged schaust wieviele Chicas sich aus diesem verhältnismäßig kleinem Land dort tummeln, da muss ja fast schon was gehen.
Eine Disko die ich in Cap Haitien gesehen hatte, war allerdings nur noch eine Ruine. Ich selbst hab in der Richtung überhaupt nicht geschaut, da ich versorgt war. Schließlich musst ich ja meine Zuwendungen fürs Visa wieder rausholen. 8cool)

Am Ende war ich ja auch nur ein paar Kilometer drin, aber das Elend wo so viele Menschen nach dem nun schon viele Jahre zurück liegendem Erdbeben immer noch in Zelten wohnen, wollte ich mir nicht antun. Zumal es ja dort dann auch nicht unbedingt ungefährlich ist.
 
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